Aus medizinischer Sicht spricht heute nichts dagegen, dass Frauen mit Typ 1- oder Typ 2-Diabetes schwanger werden. Apotheker sollten Patientinnen aber raten, noch vor der Empfängnis ihren Arzt aufzusuchen. Ziel ist, die Stoffwechsellage zu optimieren.
Wünschen sich junge Frauen im Handverkauf Präparate mit Folat und Iodid, spricht viel für ihren Plan, schwanger zu werden. Vielleicht zeigt auch die Kundenkarte, dass schon länger keine oralen Antikontrazeptiva mehr abgeholt hat. Handelt es sich dabei um eine Diabetikerin, sollten Apotheker hellhörig werden und ihnen einen Praxisbesuch empfehlen.
Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) verweist auf Besonderheiten bei jungen Frauen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2. Um wissenschaftlich bekannte Risiken für Mutter und Kind zu minimieren, sei es wichtig, den Stoffwechsel möglichst früh optimal einzustellen. Je nach Laborwerten kann das bedeuten, öfter zu messen oder vielleicht sogar die Pharmakotherapie zu optimieren. Darüber hinaus sollten Blutdruck- und Blutfettwerte regelmäßig überprüft werden. DGIM-Experten empfehlen Diabetikerinnen deshalb, jede Schwangerschaft gut zu planen. Momentan nehmen weniger als 50 Prozent der Frauen ärztliche Hilfe in Anspruch – vielleicht gerade deshalb, weil sie zu wenig über Komplikationen wissen. Patientinnen haben deutlich häufiger Kontakt zu ihrem Apotheker als zu ihrem Arzt.
Das Risiko für Komplikationen ist bei diesen Schwangerschaften deutlich erhöht. Verglichen mit Frauen ohne Vorerkrankung treten Frühgeburten laut DGIM drei bis neun Mal öfter auf. Fehlbildungen sind zwei bis vier Mal und Präeklampsien zwei bis zehn Mal häufiger zu finden. Bei länger bestehender Stoffwechselerkrankung raten Ärzte außerdem, nach möglichen Begleiterkrankungen zu fahnden. Dazu gehören beispielsweise Retinopathien. Eine gegebenenfalls notwendige Therapie sollte noch vor Beginn der Schwangerschaft abgeschlossen werden. Bei Frauen mit erhöhtem Diabetesrisiko, die noch keine Medikamente einnehmen, empfiehlt die DGIM, in der Frühschwangerschaft Blutglukose-Messungen durchzuführen. Erst dann lassen sich alle Parameter richtig einstellen.
Viele Mütter in spe würden trotzdem lieber auf Medikamente verzichten. Bei Diabetes richten sie jedoch mehr Schaden als Nutzen an. „Die derzeit optimale Medikation für Diabetikerinnen in der Schwangerschaft, aber auch schon bei deren Planung, ist die Insulintherapie, die dann laufend an die wechselnden Stoffwechselveränderungen im Schwangerschaftsverlauf angepasst werden muss“, heißt es bei Embryotox. Das Portal bewertet Arzneistoffe hinsichtlich ihres möglichen Schadens. Und weiter: „Am besten untersucht ist Humaninsulin.“ Auch zu oralen Antidiabetika wie Metformin liegen Daten vor. Arzt und Apotheker finden gemeinsam die beste Therapie.