Befürworter elektrischer Zigaretten argumentieren oft mit der Möglichkeit, mithilfe dieser Variante vom Tabakkonsum loszukommen. Eine neue Studie stellt diese These infrage. Andere Forschergruppen sehen trotzdem einen Mehrwert.
Leisten E-Zigaretten einen Beitrag zur Nikotinentwöhnung? Mit dieser Frage haben sich Forscher des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) befasst. Auftraggeber ihrer Untersuchung war das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Zum Hintergrund: In den letzten Jahren verringerte sich der Anteil jugendlicher Raucher von 27 Prozent (2001) auf acht Prozent (2015). „Dieser erfreuliche Trend darf durch neue Produkte nicht gefährdet werden“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe über die Motivation seiner neuen Untersuchung. „Daher müssen wir die Entwicklungen bei E-Zigaretten und ähnlichen Inhalationsprodukten weiterhin aufmerksam beobachten.“
Genau das ist jetzt geschehen. Forscher am IFT befragten Teilnehmer des „Rauchfrei-Programms“ nach ihren Erfahrungen. Rund 20 Prozent aller Konsumenten von E-Zigaretten waren nach einem Jahr nicht mehr abhängig. Zum Vergleich: Zirka 39 Prozent aller Teilnehmer, die auf andere Maßnahmen setzten, kamen vom Laster los. Weitere Interviews ergaben, dass kaum ein Jugendlicher jeden Tag zur E-Zigarette griff. Im Schnitt waren es bis zu zwei Mal pro Monat. Als Hauptgrund für den Umstieg von altbekannten Tabakprodukten auf E-Zigaretten nannten sie vor allem den Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören: ein Trugschluss, da klassische Produkte offensichtlich geeigneter sind.
Britische Hausärzte sehen bei E-Zigaretten trotzdem Vorteile. John Britton, ein Epidemiologe aus Nottingham, argumentiert vor allem mit den schädlichen Effekten von Teer bei Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen. Er bewertet elektrische Vernebler als besondere Form der Nikotinersatztherapie, vergleichbar mit Pflastern, Kaugummis oder Tabletten. Dass Nikotin und diverse Zusatzstoffe schädlich sind, streitet Britton nicht ab. Der Veröffentlichung zufolge würden 2,6 Millionen Einwohner im Königreich, die zuvor konventionell geraucht hatten, nur noch E-Zigaretten konsumieren. Das Krebsrisiko dieser Gruppe habe sich laut Britton deutlich verringert. Abstinenz ist und bleibt der Königsweg.