Notaufnahme. Ich soll bitte kommen. Patientin mit Z.n. erstmaligem epileptischen Anfall. Ich komme in den Behandlungsraum. Vor mir eine circa 60-jährige Patienten. Warum Sie hier sei? So genau wisse sie das nicht. Aber es gehe ihr gut, also kann es so schlimm nicht gewesen sein, sagt sie.
Woran sie sich erinnern könne? Sie saß beim Kaffee in der Altstadt. Die nächste Erinnerung habe sie dann wohl an den Moment, als die Rettungssanitäter sie ins Auto gehievt haben.
Die Patientin hat letzte Woche ihre Chemo beendet
Dann erzählt mir die Patientin von ihrem Lungenkrebs. Sie habe letzte Woche die letzte Chemo gehabt und laut ihrem Onkologen habe sich der Krebs sehr gut zurückgebildet. „Sie können gar sich gar nicht vorstellen, wie sehr mich das freut“, sagt sie noch zu mir. In den Unterlagen lese ich, dass sie eine prophylaktische Ganzhirnbestrahlung hatte.
Ich will nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Es muss ja nicht gleich eine Hirnmetastase sein, die ihr den erstmaligen epileptischen Anfall verschafft hat.
Dann also weiter mit der körperlichen Untersuchung. Kein Meningismus, keine Aphasie. Hirnnerven unauffällig. Doch was ist nun? Beim Armhalteversuch fällt der linke Arm leicht ab. Faustschluss, Armbeugung, Armstreckung im Seitenvergleich linksseitig mehrfach, dann doch reprodzierbar geringer, so 4+/5.
Ich entscheide mich für ein CT
In Anbetracht der Anamnese entschließe ich mich doch für eine Computertomographie, auch wenn beim erstmaligen Anfall natürlich eine MRT besser wäre. Aber aufgrund des doch auffälligen körperlichen Untersuchungsbefundes ziehe ich eine CT vor.
Als ich die Bilder durchscrolle denke ich nur „So ein Scheiß“. Rechts frontal zeigt sich etwas, das ziemlich gut mit einer Metastase und einem perifokalem Ödem vereinbar ist. Der Kreis schließt sich.
Was sage ich nun der Patientin? Gerade erst die Chemotherapie abgeschlossen und voller Hoffnung. Und nun der worst case. Meine Schicht ist bald zu Ende. Ich sage ihr nur, es sei etwas nicht in Ordnung, dass wir aber noch ein MRT-Befund bräuchten, um genaues zu sagen und übergebe an meine Kollegin.