Ich habe bereits Anfang des Jahres davon gehört, dass der PTA Beruf in Polen nicht mehr ausgebildet wird, da es laut EU- Richtlinien zu viele Überschneidungen der akademischen Berufe (Apotheker) mit den nichtakademischen Berufsbildern gibt.
Es ist natürlich hart, so etwas zu lesen – passt aber irgendwie zu dem, was in verschiedenen Köpfen wohl auch hierzulande herumspukt.
Österreich hat ja ebenfalls in ein ähnliches Horn geblasen und mit dem Bachelor/Master-Pharmaziestudiengang einen „Apotheker light“ erschaffen. PTA gibt es in diesem Nachbarland ja keine, daher kommt der neue Beruf wohl wie gerufen.
Viel Schule für wenig Geld
Noch haben die Apothekerkammern ihre Forderung durchgedrückt, dass die „Bachelor-Pharmazeuten“ nicht in öffentlichen Apotheken arbeiten dürfen, aber wer weiß schon, wie lange sich das halten lässt.
Hierzulande würde die Standesvertretung gerne die Ausbildungszeit für PTA auf drei Jahre anheben. Aber seien wir mal realistisch: Welche junge Frau* möchte wirklich so lange (ohne Vergütung, ja teilweise mit einer monatlichen Belastung von gut 400 € Schulgeld) in die Schule gehen, um danach in einem minderwertig vergüteten Beruf (Einstiegsgehalt unter 2.000 €) zu arbeiten?
Das PTA-Paradoxon
Dann doch lieber studieren. Das sind dann fünf Jahre, okay, aber nach vier Jahren bekommt man ja bereits ein Gehalt als Praktikant. Also quasi nur ein Jahr mehr in die „Schule“ (die aber kostenlos), dafür hat man dann ein Leben lang ein gutes Einkommen.
Die ADEXA hält dagegen, dass PTA mit einer längeren Schulzeit dann eben auch besser entlohnt werden müssen, nur wo soll das Geld denn herkommen? Es ist ein Paradoxon, dass PTA zwar überall gesucht, aber zum Teil trotzdem nur mit einem untertariflichen Gehalt entlohnt werden.
Zu glauben, dass Apothekeninhaber plötzlich mehr Geld in den Taschen haben, nur weil die PTAen länger in die Schule gehen, ist weltfremd. Dass sich der Staat stärker für eine kostenlose Ausbildung des Nachwuchses ins Zeug legt im Übrigen auch. Das Gegenteil ist doch zur Zeit der Fall, manche Schulen existieren doch nur noch, weil Apotheker diese mitfinanzieren!
Eine aussterbende Spezies?
Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass es hier irgendwann auch so kommt wie in Polen. Hoffentlich gibt es dann für uns „Alt-PTA“ wenigstens die Möglichkeit mittels Extrasemestern oder Prüfungen auf den Bachelor „aufzustocken“. Aber das ist alles eher Zukunftsmusik. Der Frust ist durch die Stolpersteine, die uns von der Politik und den Krankenkassen in den Weg gelegt werden, ohnehin so groß, dass viele die Apotheken in den nächsten Jahren verlassen wollen.
Liebe Apothekenleiter, wenn ihr noch motivierte PTA habt, behandelt sie gut, es sind vielleicht bald die letzten ihrer Art.
(* zwar gibt es theoretisch auch Männer in diesem Berufsfeld, tatsächlich machen Frauen aber 98,5 Prozent der Pharmazeutisch-technischen Assistenten aus)