Wir schreiben den 9. Dezember und ich habe dieses Jahr meine mir zustehenden Kugelschreiber von Bayer, Pfizer, Novartis und wie sie alle heißen mögen immer noch nicht erhalten. Das obwohl ich privat, beruflich und hobbymäßig in diversen Facebookgruppen immer zur Impfung, Antibiotikagabe und dem Erwerb anderer von ihnen vertretenen Substanzen riet.
Die Sache mit dem Kugelschreiber
Alleine einkaufen zu gehen, ist ein Luxus, den ich mir, seitdem ich Kinder habe, selten leisten kann. Da mich in diesem Jahr nun keine Chemiekonzerne sponsern wollen, konnte ich nicht wie gewohnt zum gesponsertem Kugelschreiber greifen und musste mit Sohnemann Kugelschreiber kaufen gehen, da meine Vorräte sich dem Ende neigten. Jetzt sitze ich hier auf Glitzerstiften mit Motiven, die aussehen wie barbieähnliche Wesen. Mein Sohn hat mir erlaubt, diese Stifte zu kaufen. Nur diese. Um diesem Fiasko beim nächsten notwendigen Kugelschreiber vorzubeugen, bin ich quasi auf die Industrie zugekommen.
Denen etwas vielversprechendes anzubieten, ist aber nicht so einfach. Es gibt ja schließlich genügend käufliche Kollegen, da muss man schon mit einer guten Idee aus der Masse hervorstechen. Aber Glitzerstifte zerstören nun mal mein mühsam aufgebautes Image.
Die Sache mit der Pharmamafia
Pharmafirmen verkaufen bekannterweise Medikamente, doch der Markt ist stark umkämpft, obwohl die Menschen immer älter und kränker werden. Da muss man schon zusehen, wie man die Pille an den Mann bekommt. Am besten bietet man etwas an, das keiner hat. Aspirin und die anderen Klassiker gibt es schon und an der Antibiotikafront wird sich erstmal nicht viel tun.
Vielversprechender sind Medikamente gegen Krankheiten, die es noch nicht gibt, weil sie noch keiner kennt – oder sagen wir mal, niemand bisher wusste, dass es eine Krankheit ist. Das Potential an unentdeckten Krankheiten ist riesig. Nehmen wir mal miese Laune. „Fühlen Sie manchmal Wut in sich? Würden Sie am liebsten den Vordermann rammen, weil er ihnen absichtlich den Parkplatz weggenommen hat? Kein Problem. Nehmen Sie Bio, es ist ein rein pflanzliches Präparat. Es schadet null, Komma null nichts. Es wird aus im unberührten Tropenwald entnommenen Bambusmulchextrakt gewonnen.“
Bei den Pharmamenschen klingelt die Kasse, die Einwohner des Tropenwaldes erhalten endlich den langersehnten Tourismusboom und ich bekomme den heiß ersehnten Kugelschreiber.
Die Sache mit dem Zufall
Und wie ich so darüber nachdenke, kommt mir der Zufall zu Hilfe. In meiner liebsten Facebookgruppe postet jemand das Bild einer Hauterscheinung auf seinen Fußrücken – und was soll ich sagen? Bingo! Binnen Sekunden stoßen etliche Fußbilder dazu. Alle haben dasselbe und fragen sich, um welche schlimme Erkrankung es sich handeln könnte. Gemeinsam ist ihnen nur eins: Es sind alles Mütter mit kleinen Kindern. Ideales Publikum für mein Bambusmulchextrakt. So pure Chemie würde sowieso bloß elendig lange Diskussionen zur Folge haben.
Und nun zur Sache
Liebe Pharmamenschen, ich habe nun eine vollkommen neue Diagnose und Therapie mit entsprechendem Zielpublikum im Angebot. Bei ernstgemeintem Interesse bitte ein schriftliches Angebot an mich, mit einem Probe-Kugelschreiber. Wer als erster ein Kugelschreiber-Abonnenment zusichert, bekommt sofort den Zuschlag.
Ein Eintrag im Pschyrembel könnte wie folgt aussehen und wäre für beide Seiten profitabel, sodass ich mir sicher bin, Sie würden einen Weg finden können, dies zu publizieren.
Die eigentliche Sache
(Mit freundlicher Genehmigung von S.B. zur Verfügung gestellt. Eine wahre Shopomedic)
Über|mutter|bein: (engl.) Holy mothers Pole; nachfolgend HmP genannt, syn. Crus matris gallinae medicorum comparandorum; Verhornung einer (Größe ca. 3–5 cm; s. Abb.); kreisrunden Stelle am Fußrücken durch steten Abrieb. Ursächlich hierfür ist eine übermäßige zeitliche Beanspruchung durch Kleinkinder und/oder Säuglinge. Der Erwachsene nimmt hierbei eine Sitzposition im Fersen- oder Schneidersitz ein.
Die Sitzposition bestimmt letztendlich die genaue Stelle des Holy mother Pole. Individuelle Unterschiede der exakten Lage sind durch anatomische Abweichung bedingt. Der Prozess vom Krankheitbeginn bis zum Endstadium kann beschleunigt werden durch Sitzen auf rauen Untergründen, wie z.B. Sisalteppiche oder ungeschliffene Dielenböden.
Der Abrieb bestimmt maßgeblich den Krankheitsverlauf und erreicht ein Maximum, indem man im Fersensitz einem entfliehendem Kind hinterherrutscht. Kniegelenksprobleme, die nur einen gewöhnlichen Popo-Sitz ermöglichen, scheinen eine Immunität für HmP zu bewirken. Erstbeschreibung 2016 in der Facebookgruppe „Shopomedics“, tatsächlich eine der ersten durch Kinder ausgelösten Krankheiten bei der betreuenden Zielgruppe.
Vermutlich eine der ältesten erdgeschichtlichen Erkrankungen, wobei fossile Funde zur weiteren Forschung ausstehen. Aufgrund der pandemischen Ausbreitung wurde von der WHO der Notstand ausgerufen und zur Klärung der Entstehung in Pekip-, Delfi- und Pikler-Trainingsräumen mikrobiologische Untersuchungen vorgenommen. Eine Tröpfcheninfektion (sog. Hornhaut-Springing-Disease nach ICD 10) erscheint nach heutigem Kenntnisstand möglich. Weiterhin wurde veranlasst, Bodenproben vom Mars zu gewinnen, da eine gehäufte Verbreitung v. a. auf steinigem Boden beobachtet wurde.
Eine Verbreitetung der Erkrankung durch Meteoritenabstürze wird derzeit diskutiert, wie auch die weltweite Zunahme durch globale Erwärmung. Eine Therapie liegt derzeit noch nicht vor, bei fast allen Patienten verschwindet die Krankheit allerdings spätestens nach Auszug der zu betreuenden Kinder aus dem häuslichem Umfeld. Bis dahin leiden die Patienten unter Ausgrenzung und durchlaufen einen langen Leidensweg.