Tierarzt hätte ich nie werden können. Wer schon mal gesehen hat, wie eine Herzdruckmassage an einem Hamster durchgeführt wird, der weiß, was ich meine. Man nimmt dafür am besten das Ende eines Kugelschreibers, hält ihn über das Herz des armen Tieres und drückt rasch auf und ab.
Bei der Mund- zu Schnauzenbeatmung ist es wichtig, mit dem eigenem Mund die Nase des haarigen Freundes zu umschließen, da die Luft sonst wieder rausströmt und zu stark darf man auch nicht blasen. Aber das ist selbsterklärend.
Geht es um die einfachen Tierleiden, so sehe ich mich noch in der Lage diese selbst zu behandeln. Insbesondere, wenn sie meiner Fachrichtung nahe kommen.
Unser erster Hund „Bonni“ hatte Vorhofflimmern, ein riesiges Herz und musste dadurch immer husten. Meine Mutter, ihres Zeichens Krankenschwester, zeigte mir schon damals, wie man Wassertabletten in Leberwurst mischt und danach den Hund stützt, damit er nicht umkippt, während er 15 Minuten lang sein Beinchen hebt.
Die Katze war jung, schlank und Nichtraucher
Einer Katze habe ich mal einen Herzultraschall gemacht und war fasziniert, wie leicht man wahnsinnig schöne Bilder auf den Bildschirm erscheinen lassen konnte. Die Katze war jung, schlank und Nichtraucher, das vereinfachte es ungemein.
Der Golden Retriever mit Verdacht auf einen Tumor in der Bauchspeicheldrüse war eine ganz andere Nummer. Zum einen war er riesig und zum anderen habe ich seine Bauchspeicheldrüse nicht gefunden. Der Ultraschall von der Katze hatte mich etwas überheblich werden lassen.
Bei psychischen Verstimmungen oder Erkrankungen bin ich sowohl bei Zweibeinern, als auch bei den Vierbeinern raus. So war ich dann auch gänzlich überfordert mit einem depressiv verstimmten Kater. Ursächlich hierfür war das unerwartete Ableben seiner Lebensabschnittspartner-Katze, oder wie auch immer das formal und politisch korrekt heißen möge.
Antidepressiva erschienen mir in dieser Situation zu gefährlich, wegen der initial erhöhten Gefahr einer Selbsttötung. Damit konnte ich meinen umfangreichen Medikamentenschrank auch wieder schließen und mußte wohl oder übel zum Tierarzt.
Familiengeschichte ist in der Homöopathie essenziell
Erfreulicherweise hat unser Tierarzt ein ganzheitliches Verständnis und bietet Methoden weitab von der Schulmedizin an. Das gefiel mir auch nur bis zu dem Zeitpunkt, wo klar wurde, dass der Kater die Fragen nicht beantworten konnte und es an mir blieb, einen 25-seitigen Fragebogen auszufüllen. Denn gerade in der Homöopathie ist die Anamnese der wichtigste Baustein. Hahnemann hielt seine Jünger an, den Kranken bis ins letzte Detail zu befragen, damit nur das eine richtige Mittel gefunden werden konnte.
Ich beantwortete Fragen zur Anzahl seiner Geschwister, das wievielte Kätzchen im Wurf er war, ob die Mutter eine schwere Geburt hatte, ob es „Stillschwierigkeiten“ gegeben hätte, ob es Futterneid gegenüber seinen Geschwistern gab und ob er Erleichterung bei der Ausscheidung von Körperflüssigkeiten empfinden würde.
Es kostete mich Zeit und Nerven, all diese Fragen zu beantworten, wobei die Nerven meiner Mitmenschen durchaus mehr strapaziert wurden. Die Vorbesitzerin unseres Stubentigers blockiert mittlerweile alle meine eMail-Anfragen und der Kater hat seit der Geschichte eine leichte Panikstörung, sobald er aufs Katzenklo geht. Ich glaube, er befürchtet immer noch, dass ich ihm auf die Katzentoilette folgen könnte, um sein Stuhlverhalten zu beobachten.
Leberwurst vs. Globuli
Aber was soll ich sagen? Es half. Ich pulte nun täglich mit dicken Wurstfingern stündlich kleine Zuckerperlen aus einem Zwergenbehältnis und verschüttete jedesmal die Hälfte auf dem Küchenfußboden. Ich applizierte die Dinger in feinster Paté und animierte ihn, die Kügelchen runterzuschlucken, indem ich ihn kraulte, bürstete, schmuste, liebkoste und das Ganze jede Stunde, Tag und Nacht. Nach ein oder zwei Wochen war er wieder ein ausgeglichenes Tierchen.
Tiere kennen keinen Placeboeffekt, sie lesen kein Facebook, unterhalten sich nicht mit anderen Artgenossen in der Praxis oder lesen Packungsbeilagen. Sie sind im Grunde genommen die idealen Probanden. Sie sehen einfach nur die Leberwurst und dass diese gut für sie ist, immerhin werden sie für das Verspeisen noch mit extra Aufmerksamkeit belohnt. Da Leberwurst nachweislich keinen medizinischen Nutzen hat, müssen es also die Globuli gewesen sein.
Mein Wissen in die Welt hinaustragen
Die Tierarztkosten waren allerdings erschreckend. Für das Geld hätte ich 6–10 reinrassige Katzen kaufen können. Da ich nun weiß, dass mein Kater ein erstgeborener Phosphor-Typ ist, kenne ich aber zumindest das Mittel für seine nächste Winterdepression oder winterliche Infektanfälligkeit.
Ich hatte auch kürzlich einen Urteilchenstrahler gefunden, um Globuli selber herzustellen und wollte so mein neu erworbenes Wissen einer breiten Masse zugänglich zu machen. Der hohe Anschaffungspreis hat mich bislang noch davon abgehalten.
Katzen und Fingermalfarbe: Schwieriges Thema
Mittels Pfotenscanner über das Internet zu diagnostizieren und zu heilen, sehe ich auch nur im Bereich der Humanmedizin. Wer will das mit einem Pferdehuf schon testen? Heilende Zeichen habe ich im Tierversuch ausprobiert, aber zum einen scheinen Katzen Fingermalfarben nicht so zugeneigt zu sein und zum anderen habe ich mich zu oft vermalt. Möglicherweise handelte es sich aber auch um die berühmte Erstverschlimmerung.
Mir ist bisher noch niemand begegnet, der aufgrund von guten Argumenten seine Meinung über Homöopathie, Impfen, Flüchtlinge oder den richtigen Präsidenten geändert hätte. Vielleicht kann dieser Erlebnisbericht den einen oder anderen doch noch überzeugen. Zum Einstieg empfehle ich eine homöopathische Impfung.
Für alle anderen: NHMRC Statement on Homeopathy and NHMRC Information Paper - Evidence on the effectiveness of homeopathy for treating health conditions
Anmerkung: Das ist tatsächlich alles so geschehen ...
Bildquelle (Außenseite): Renars, flickr