Es war mal wieder mitten in der Nacht, eine Uhrzeit, zu der es immer stockdunkel ist. Die Nachtschwester rief an: „Sorry, mein Patient, der will unbedingt einen Arzt sprechen. Gerade hat er sich auf den Boden geworfen und will da rumliegen bis einer kommt.“
Wie so oft in der Nacht fühlte ich mich jetzt nicht so superfit und wandelte mit einem Schlafdefizit äquivalent zu einem Promille Alkohol zur Station.
Den Patient sah ich schon von weitem im Flur liegen. Ich griff nach der von der Schwester angereichten Akte. Herr Zhuieiggi. Kürzlich eingewandert aus einem Land, dessen Sprache ich nicht mächtig war. Niemand im ganzen Krankenhaus würde diese Sprache sprechen.
Herr Zhuieiggi hatte günstigerweise seinen Einwanderungszettel mitgebracht, der angab, er würde, außer abgefahrener-Sprache-von-deren-Existenz-ich-zuvor-nichts-geahnt-hatte, Russisch und Portugiesisch sowie Englisch sprechen. Meiner bisherigen Erfahrung nach waren diese Aussagen jedoch eher großzügig ausgelegt. Wenn da stand „Sprachkenntnisse: Englisch“, dann hieß das, der Patient kann „Hello“ und „I don’t understand“ sagen.
Ich trat also neben Herrn Zhuieiggi, der zu viel Alkohol konsumiert hatte und weiter auf dem Boden lag. „Hi. I’m the doctor. Ähm.” Herr Zhuieiggi stöhnte missmutig. – „Mister Zuhäggi (hier versuchte ich verzweifelt den Patienten beim Namen zu nennen, für eine bessere Arzt-Patientenbeziehung, inständig hoffend, dass ich den ungefähren Klang des Namens traf), Mister Zuhäggi, WARUM ... WHY are you lying on the floor?”
Herr Zhuieiggi deutete nun an, dass es ihm schlecht war und er gedachte, sich bald zu erbrechen. Die Schwester brachte eine Schüssel. Herr Zhuieiggi erbrach sich. Ich versprach eine Infusion gegen Übelkeit. Dann gestikulierte ich wild in Richtung Patientenbett: „Maybe you go back to bed now?“
Herr Zhuieiggi stöhnt nochmal und stieg schließlich – meiner Arztautorität folgend – zurück ins Bett. Ich ging dann auch ein Bett für mich suchen.
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