Frau Rozohdon rauchte seit ihrem siebten Lebensjahr. Na gut, eigentlich hatte sie erst zehn Jahre später damit angefangen, dies aber durch die Menge an Zigaretten wettgemacht.
Ab einem gewissen Punkt hatte das Frau Rozohdons Lunge nicht mehr mitgemacht und eine sogenannte COPD produziert, eine Krankheit an der man ganz bestimmt nicht sterben möchte und die dazu führte, dass Frau Rozohdon konstant an Atemnot litt. Manchmal auch besonders viel Atemnot und deswegen lag Frau Rozohdon nun auf meiner Station.
Wir begannen eine großartige Kombination an Sprays voller Kortison und Infusionen voller Kortison, sowie Medikamenten, die die Bronchien weiten sollten und als Nebenwirkung den Pulsschlag in interessante Höhen beschleunigen können.
Frau Rozohdon fühlte sich dann etwas besser und fragte, ob wir ihr für zuhause ein mobiles Sauerstoffgerät besorgen könnten. Sie hätte da schon so einen Sauerstoffkonzentrator, aber der wäre zu groß um nach draußen zugehen.
Da die Blutgasanalyse trotz Kortison in Dosen, bei denen Frau Rozohdon vermutlich Nachts gar nicht mehr schlief – und auch gleich Amphetamine hätte nehmen können, das hat auch einen weitenden Effekt auf die Bronchien – ähm, also unsere Blutgasanalyse zeigte viel zu wenig Sauerstoff und zu viel Kohlenstoffdioxid im Blut unserer Patientin und so beschlossen wir ein transportables Flüssigsauerstoffgerät zu beantragen. Ich füllte ein Formular aus.
„WAAAS?!“, rief die freundliche Dame vom Sozialdienst und wedelte mit dem Antrag herum, „bist du noch ganz bei Trost?“ – „Warum?“ – „Die Frau Rozohdon treffe ich immer draußen beim Rauchen!“ – „Oh“.
Ich ging also hin zu Frau Rozohdon und erklärte, dass das so nicht ginge. Flüssigsauerstoff ist brandfördernd. Optimal brandfördernd. Vermutlich auch gut für Explosionen. Gleichzeitig Rauchen und ein Flüssigsauerstoffgerät zu benutzen, ist prinzipiell nicht empfehlenswert. Ganz davon abgesehen, dass es paradox wäre, ihr nun so ein mobiles Flüssigkeitssauerstoffgerät zu besorgen, nur damit sie weiterhin regelmäßig zum Rauchen könne.
Frau Rozohdon sagte, das sei gemein und ignorierte meine überzeugenden Argumente wie: „Sie könnten schwer verletzt werden!“, „Sie brennen ihr Haus ab!“ und „Sie werden unbeteiligte Passanten in der Explosion umbringen!“
Sie entschied sich dann für’s Weiterrauchen, ging heim und um unsere ablehnende Entscheidung bezüglich des Flüssigsauerstoffs zu begründen, verwendete ich zum ersten Mal die Wörter „Brand- und Explosionsgefahr“ in einem Arztbrief.
Zum Blog.