Ich zog also Frau Brimmchen – hochdement, 90 Jahre alt und wild schimpfend – durchs halbe Krankenhaus, um meinen klinischen Verdacht auf einen arteriellen Gefäßverschluss zu bestätigen. Am besten mit einem exklusiven Blutgerinnselbild oder so.
Eine Computertomographie hatte ich gleich verworfen, da Frau Brimmchen höchstens in Vollnarkose oder tot bewegungslos in einer Röntgenröhre verharren würde. Daher landeten wir also gleich vor dem Lieblingsgerät aller Internisten: Dem Ultraschallgerät.
Haha, habe ich schon erwähnt, dass Arme nicht so das Heimgebiet eines aspirierenden Internisten sind? Ein Arm, das ist was für Unfallchirurgen. Oder Neurologen. Aber der hatte sich ja erfolgreich aus dem Staub gemacht.
Naja, irgendwie stellte ich dann auch irgendwelche Blutgefäße des betroffenen Arms dar und auf denen war kein Blutfluss darzustellen. Dies wertete ich als Beweis für meine Theorie des ARTERIELLEN GEFÄßVERSCHLUSS und rief erstmal nun so gegen 1:00 nachts meinen Oberarzt an, um ihm dies mitzuteilen und zu fragen, was ich denn nun um alles in der Welt tun solle. „Gnaaa“, sagte der Oberarzt, „wahrscheinlich haben Sie das Ultraschallgerät falsch eingestellt!“ – „Ja, aber ...“ – „Also, jetzt stellen Sie mal die Sensibilität höher und zwar ...“
Kurze Zeit später hing ich nun halb über Frau Brimmchen, das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt, mit einer Hand den Schallkopf haltend, mit der anderen auf Anweisung des Oberarztes die Schalter des Ultraschallgerät verstellend, mit Hilfe derer man bei richtiger Bedienung vermutlich einen Wettersatelliten steuern könnte.
Das Ultraschallgerät zauberte mir nun die schönsten Farben auf den Schirm, wenn auch an der falschen Stelle, Frau Brimmchen schlug mich grimmig mit der unbeschallten Hand und ich erklärte dem Oberarzt: „Nein, auch so weiterhin keine Durchblutung der großen Armgefäße zu sehen und das hier sieht aus wie ein riesengroßes Blutgerinnsel. AHHHHH! Hören Sie auf, mich zu schlagen, Frau Brimmchen!!!“
Der Oberarzt glaubte mir nun, gab mehrere kluge Oberarztinstruktionen und ich schaltete das Ultraschallgerät schnell aus, um zu verhindern, dass sich eine Verbindung zum russischen Geheimdienst aufbaute und mehrere Wettersatelliten abstürzten.
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