Fatigue beeinflusst Leistungsfähigkeit bei COPD ebenso stark wie Atemnot

Fatigue beeinflusst Leistungsfähigkeit bei COPD ebenso stark wie AtemnotFatigue hat erhebliche Auswirkungen auf die Belastungstoleranz von COPD-Patienten. Im Vergleich zur Atemnot erfährt der Einfluss von Fatigue auf Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bisher zu wenig Beachtung. Fatigue betrifft - je nach Studie - zwischen 47% und 71% der COPD-Patienten. sie ist damit das zweithäufigste belastende Symptom nach Atemnot. Trotz der Häufigkeit ihres Auftretens werden Intensität und Auswirkungen der Fatigue oft übersehen. Eine britische Studie untersucht den Einfluss von Fatigue auf die Belastungstoleranz von COPD-Patienten und vergleicht ihn mit dem Einfluss von Atemnot. Studiendesign 119 Patienten mit mittlerer bis schwerer COPD wurden eingeschlossen. Als Messinstrumente dienten:

Medical Research Council dyspnea score (MRC) für Atemnot

Manchester COPD Fatigue Scale (MCFS) für Fatigue

Borg-Skala für Fatigue und Atemnot

6-Minuten-Gehtest (6MWD) für körperliche Belastbarkeit

St. George´s Respiratory Questionnaire (SGRQ) für gesundheitsbezogene Lebensqualität

Center for Epidemiological Study on Depression Scale (CES-D) für Depressivität

Bode-Index, Blutgasanalyse, systemische Entzündungsparameter, fettfreie Körpermasse, sowie soziodemographische Daten

Ergebnisse

Die Hälfte der Patienten erreichte weniger als 350 Meter beim 6-Minuten-Gehtest.

Die Belastungstoleranz korrelierte negativ mit dem Gesamtscore und (jeweils einzel) mit allen drei Dimensionen (körperliche, kognitive, psychosoziale Fatigue) der Manchester COPD Fatigue Scale.

Fatigue und Atemnot zeigten vergleichbare negative Korrelationen zur 6-Minuten-Gehstrecke (6MWD) - sowohl vor wie nach dem 6MWT. Fatigue und Atemnot waren nach dem Test beide signifikant erhöht.

Patienten mit einer Verschlechterung der Borg-Scores (für Fatigue oder Atemnot oder beides) nach dem 6MWT um größer/gleich 2 Punkte waren:

weniger körperlich belastbar (kleinere 6MWD) kränker (niedrigere FEV1, höherer Bode-Score) depressiver (höherer CES-D-Score) eingeschränkter in ihrer Lebensqualität (höherer SGRQ-Score)

Die Korrelation zwischen 6MWD und Fatigue war stärker als zwischen 6MWD und Atemnot. Sie blieb vor und nach dem Gehtest bestehen - auch nach Berücksichtigung von FEV1, fettfreier Körpermasse, Depressivität und Alter.

Fazit Zwei Ergebnisse der Studie sind bemerkenswert:

Fatigue hat einen signifikanten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit bei COPD-Patienten - auch unabhängig von mehreren konfundierenden Faktoren.

Der Einfluss von Fatigue auf die körperliche Belastbarkeit ist mindestens so bedeutsam wie der Einfluss von Atemnot.

Daraus ziehen die Autoren folgende Schlüsse für die Praxis:

Fatigue ist ein komplexes Phänomen. Sie sollte im Zusammenhang mit zahlreichen anderen Faktoren tiefer erforscht werden (wie bspw. Schlafqualität, Depressivität, Atemarbeit, Exazerbationen, Trainingsdefizit, Muskelfunktion, systemischer Entzündung).

Weniger Fatigue als Ergebnis von gezielten Interventionen (z. B. im Rahmen einer Pneumologischen Rehabilitation) bedeutet bessere Lebensqualität für COPD-Patienten - unabhängig von Verbesserungen der Atemnot.

Fatigue, Depressivität und Muskelstatus sollten bei der Indikationsstellung zur Pneumologischen Rehabilitation beachtet werden, da sie einen großen Einfluss auf die Motivation der Patienten haben.

Die Ergebnisse belegen die Wichtigkeit weiterer Untersuchungen - beispielsweise zum Zusammenhang zwischen Fatigue und Psyche bei COPD.

Bildquelle: Privat