Offenbar zählt Aberglauben und Überredung heute mehr als Naturwissenschaft. Neben Homöopathie überschwemmt Osteopathie für alle möglichen und unmöglichen Beschwerden die Welt. Natürlich ohne jeglichen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis, aber im Sinne von "Wohlfühl- und Erfahrungsmedizin". Wann wird diesem Quatsch ein Riegel vorgeschoben ?
Über einige Jahre bin ich als Sohn einer Krankenhausapothekerin quasi zwischen Medikamentenregalen bei Vertretungen meiner Mutter gross geworden. In der ein oder anderen Apotheke wurde auch Rotwein oder Senf angepriesen. Aber irgendwie bekomme ich heute das Gefühl, dass Medizin und Pharmazie sich immer weiter von Wissenschaftlichkeit hin zu Quacksalberei entfernt. Eine gute Apotheke existiert dann, wenn sie Schüssler-Salze und Bachblüten in das Schaufenster stellt. Nicht, wenn sie medizinisch korrekt berät. Schämt sich eine appprobierte Apothekerin eigentlich nicht, wenn Sie so teuren und sinnlosen Unfug verkauft ? Und Krankenkassen sehen es als Werbeargument an, wenn Sie Homöopathie und Osteopathie bezahlen. Sie ködern damit junge und angeblich gesunde Gutverdiener, die auf die Osteopathie-Versprechungen reinfallen. In der Zeit (online) ist ein kritischer Artikel zum Unsinn von Osteopathie und die Auswirkungen einer Kostenübernahme der Techniker-Krankenkasse zu lesen. Über 100 Millionen Euro von Krankenkassenbeiträgen wird für das einfühlsame Gespräch und Trösten von Müttern (und Vätern) ausgegeben. Nun handelt es sich zumeist um gesunde Kinder. Aber Babys, die schon vor der Geburt zum osteopathischen Check-up angemeldet werden ? Hallo ? Geht es noch ? Habe ich irgendwas im Medizinstudium verpasst und Medizin ist heute keine Naturwissenschaft sondern ein Selbstbedinungsladen für Scharlatanerie und Quacksalberei ? Wie kann es sein, dass Aberglauben von den Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, medizinisch notwendige Leistungen aber nicht übernommen werden ?
Wenn das so weiter geht, werden wir bald wohl auch Geistheiler oder Voodoo-Puppenbeschwörer über Kasse bezahlen lassen. Dafür wird aber der Kinderarzt vor Ort, der Hausarzt oder Psychotherapeut verhungern. Schöne, verrückte Krankenkassenwelt