Je früher klinische Symptome von Typ-1-Diabetes bei Kindern erkannt werden, desto effektiver kann die Erkrankung behandelt werden. Eine nun entdeckte Proteinsignatur soll dabei helfen, die Geschwindigkeit der Diabetesentwicklung besser einzuschätzen.
Ausgangspunkt der Arbeit waren zwei große Studien, die die Entstehungsmechanismen von Typ-1-Diabetes bei Kindern aufklären. Daran nehmen Kinder teil, die direkt mit Typ-1-Diabetikern verwandt sind und aufgrund dieser familiären Vorbelastung ein erhöhtes Risiko haben, selbst zu erkranken. Doch dieser Autoimmunprozess entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen: Oft durchlaufen die jungen Patienten längere Vorstufen ohne Symptome, in denen sich erste Antikörper gegen die eigenen Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse bilden, sogenannte Autoantikörper. Biomarker die anzeigen, ob und wann das der Fall ist und wie schnell es zum Auftreten klinischer Symptome kommt, könnten die Behandlung von Risikopatienten deutlich verbessern.
Unter der Führung von Stefanie Hauck, Leiterin der Abteilung Proteinanalytik, und Anette-G. Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München, analysierte das Wissenschaftlerteam Blutproben von 30 Kindern mit Autoantikörpern, die entweder sehr schnell oder stark verzögert einen Typ-1-Diabetes entwickelt hatten. Die Daten verglichen die Forscher mit denen von Kindern, die weder Autoantikörper noch Symptome von Diabetes zeigten. Die in diesem Ansatz gefundenen Unterschiede in der Proteinzusammensetzung bestätigten die Forscherinnen und Forscher in einem zweiten Schritt anhand von Proben weiterer 140 Kinder.
„Insgesamt konnten wir 41 Peptide von 26 Proteinen bestimmen, die Kinder mit, beziehungsweise ohne Autoantikörper voneinander unterscheiden“, sagt Christine von Toerne, eine der Erstautoren der Studie. Auffällig bei ihren Auswertungen: Besonders viele dieser Proteine standen im Zusammenhang mit dem Fettstoffwechsel. „Zwei Peptide - aus den Proteinen Apolipoprotein M und Apolipoprotein C-IV – stachen dabei heraus und waren in den beiden Gruppen besonders unterschiedlich ausgeprägt“, ergänzt von Toerne. Darüber hinaus war es bei Autoantikörper-positiven Kindern möglich, anhand der Peptidkonzentrationen von drei Proteinen: Dem Hepatozyten-Wachstumsfaktor-Aktivator, dem Komplement-Faktor-H und des Ceruloplasmins, in Kombination mit dem jeweiligen Alter der Kinder, die Geschwindigkeit der Diabetesentwicklung besser einzuschätzen. Die Forscher sind zuversichtlich, dass die gefundenen Proteinsignaturen als Biomarker für die künftige Diagnostik hilfreich sein könnten. „Das Fortschreiten von Typ-1-Diabetes zur klinischen Erkrankung erfolgt über einen individuell variablen Zeitraum, der bisher unzureichend einschätzbar ist “, erklärt Ziegler. „Die von uns identifizierten Biomarker erlauben eine genauere Unterteilung dieser Phase vor dem Auftreten von Symptomen und sind durch Blutproben relativ leicht zu gewinnen.“ Originalpublikation: Peptide serum markers in islet autoantibody-positive children Christine von Toerne et al.; Diabetologia, doi: 10.1007/s00125-016-4150-x; 2016