Was möchte uns die WHO, Regionalbüro Europa, mit ihrer neuesten Publikation „Good Maternal Nutrition - The best start in life“ eigentlich sagen? Auf dem Titel sind stilisiert ein Apfel, eine Weintraube, eine Karotte, eine Waage, ein Teller mit Messer und Gabel und eine schwangere Frau abgebildet. Es fehlen Milch und Milchprodukte, Eier, Cerealien, Fleisch, Fisch, Grundnahrungs- und Nährmittel ...
also eigentlich die gesamte Ernährungspyramide mit Obst, Salat, Gemüse, Brot, Reis, Nudeln, Ölen, Nüssen, Kartoffeln, Mehl, Zucker, Hülsenfrüchten etc.
Bloß keine Details?
Mit derart essentiellen Ernährungsfragen und Details will sich die WHO in ihrer Studie aber auch gar nicht beschäftigen. Ihre Zusammenfassung ist ebenso unverbindlich wie vordergründig propagandistisch:
„Maternal nutritional physiological phenomena“, „nutrition policy“, „maternal welfare“, „health promotion“ sind nur einige der genannten Keywords.
Nur allzu deutlich wird bei den Schlagworten: Es geht gar nicht um gesunde Ernährungsempfehlungen bzw. konkrete Bedürfnisse von Mutter und Kind, sondern nur um „mütterliche ernährungs-physiologische Phänomene“, um abstrakte „Wohlfahrt für Mutter und Kind“, um Ernährungspolitik und Förderung von „Gesundheit“ – was auch immer das für Mutter und Kind bedeuten soll.
Worthülsen ohne Inhalt?
In dem 100 Seiten starken Elaborat sind selbst die Schlussfolgerungen weitschweifig, nichtssagend, inhaltsleer. Sie beklagen in gestelztem Diplomaten-Sprech wortreich die Diskrepanz zwischen politischen Absichtserklärungen und Implementierung derselben. Allein der erste Punkt (Seite 35) lässt einen beinahe verzweifeln:
Weitere Übersetzungen will ich den Leserinnen und Lesern an dieser Stelle ersparen, da sie sich argumentativ ebenfalls im Kreise drehen.
Thema verfehlt?
Von „Good Maternal Nutrition - The best start in life“ ist eigentlich nichts mehr zu erkennen. Selbst „Part III - Opportunities for action on maternal, newborn and infant nutritional health in the context of Health 2020“ (Seite iv) wiederholt und variiert nur die schon zuvor gennanten Punkte, jeweils adressiert an verschiedenen Akteure.
Im Anhang der Publikation findet sich dann doch etwas: Neben der Warnung vor Unterernährung in der Schwangerschaft [„Undernutrition during pregnancy“] und vor zu wenig essentiellen Mikronährstoffen [„Maternal micronutrient deficiency“], werden bestimmte Nahrungsbestandteile aufgerufen. Allerdings lediglich Vitamin A und B6, Calcium, Zink, Jodid und Antioxidantien werden gezielt benannt.
Um die Irritation perfekt zu machen, wird aber gleichermaßen vor deren Unterdosierung und Mangelerscheinungen ebenso wie vor Gefährdung durch Überdosierungen gewarnt.
So verkommt diese WHO-Publikation zu einer verwirrend-chaotischen Literatur- und Referenzdatensammlung ohne Sinn, Zweck und Ziel. Wahllos werden in sich widersprüchliche Expertenmeinungen aufgeführt, auf greifbare Konsequenzen wartet man vergeblich. Sprachlich dominiert das „sollte“, „könnte“, „dürfte“, „möchte“, „würde“ und „wollte“ – ohne wirklich Stellung zu beziehen.
„Speak you English“?
Das in gedrechseltem Englisch formulierte Schlusswort: „Basierend auf den Erkenntnissen und den identifizierten prioritären Aktionen, wurden die Diskussionen über die Möglichkeiten der Beeinflussung von mütterlicher, neugeborener und kindlicher Ernährungsgesundheit im dritten Teil im Kontext von Gesundheit 2020 entwickelt, um die Mitgliedsstaaten in der Region zu inspirieren und zu ermutigen, die fetale Entwicklung zu optimieren und präventiv den frühen Beginn ernährungsbedingter, nicht-übertragbarer Erkrankungen (NCD) und Fehlernährungen zu reduzieren – gemeinsam mit korrespondierenden Ungleichheiten der Gesundheitsversorgung – vom Anbeginn des Lebens“ (nachzulesen auf Seite 36 der Studie).
Alles klar soweit?