In Nordrhein-Westfalen häufen sich Fälle der hoch ansteckenden „Augengrippe“ Keratoconjunctivitis epidemica. Wie lässt sich das Infektionsrisiko am besten verringern? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Juckreiz, gerötete Augen und unangenehme Schmerzen – mit diesen Symptomen suchen Patienten aus NRW derzeit Ärzte auf. Das Gesundheitsamt Bonn sprach Anfang November von mehr als 100 Fällen. Dem Robert Koch-Institut wurden bis Kalenderwoche 39 bundesweit 460 Infektionen gemeldet. Auslöser sind Adenoviren vom Typ 8, 19 und 37 aus der humanen Adenovirus-Spezies D. Sie sind außerhalb des menschlichen Körpers vergleichsweise stabil und langanhaltend infektiös.
Als wichtigsten Übertragungsweg haben Virologen Schmierinfektionen identifiziert. Hier spielen nicht nur Kontaktflächen eine Rolle. Selbst auf Handtüchern, die im Schwimmbad auf dem Boden lagen, gelangen Adenoviren in unseren Körper. Sie machen sich eine typisch menschliche Unart zunutze. Pro Tag reiben wir etliche Male unsere Augen. Zu den Hygienemaßnamen gehört also nicht nur die übliche Reinigung und Desinfektion der Hände. Vielmehr sollte man versuchen, die Augen nicht zu berühren.
Gelangen dennoch Viren in unsere Augen, treten acht bis neun Tage später charakteristische Symptome auf. Die Krankheit beginnt einseitig. Wenige Tage später wird auch das andere Auge in Mitleidenschaft gezogen. Neben typischen Symptomen wie Tränenfluss, Fremdkörpergefühl, Schwellungen oder Rötung der Bindehaut vergrößern sich benachbarte Lymphknoten. Antivirale Medikamente bringen bei einer Keratoconjunctivitis epidemica wenig. Augenärzte empfehlen ein sehr altes Präparat, nämlich 1,25-prozentige Jod-Augentropfen in Polyvinylpyrrolidon. Die Herstellungsvorschrift ist im DAC/NRF (NRF 15.13, „Povidon-Iod zur Anwendung am Auge“) zu finden. Ziel ist nicht nur, die Ansteckung des zweiten Auges zu verhindern. Durch eine konsequente Behandlung gelingt es auch, zu verhindern, dass sich Viren weiter ausbreiten. Bleiben Hornhauttrübungen, sogenannte Nummuli, bestehen, greifen Augenärzte mit Erfolg zum Excimerlaser. Ob immunsuppressive Pharmaka wie Steroide oder Cyclosporin nach der akuten Erkrankungsphase sinnvoll sind, wird gerade untersucht.