Ängste und Depressionen als häufige Komorbiditäten bei COPD lassen sich gezielter behandeln, wenn die Interventionen auf krankheitsspezifische Ängste zugeschnitten sind. Das Konzept der krankheitsspezifischen Ängste liefert Ansatzpunkte für ein vertieftes Verständnis und eine personalisierte psychopneumologische Therapie.
Im Editorial der aktuellen Ausgabe von Expert Review of Respiratory Medicine stellen von Leupoldt A und Janssens T das Konzept der krankheitsspezifischen Ängste bei COPD vor.
Grundlagen
Bisher fanden in Studien zur COPD eher allgemeine Formen der Angst Berücksichtigung. Herbei war eine Überlappung der erfassten somatischen Symptome der Angst (Unruhe, Palpitationen, Dyspnoe) mit körperlichen Symptomen der COPD nicht auszuschließen.
Die Fokussierung auf krankheitsspezifische Formen der Angst bei COPD (in Anlehnung an Erkenntnisse der Schmerzforschung) bestätigt einen "Teufelskreis" zwischen
Messverfahren für krankheitsspezifische Ängste und ihre klinische Relevanz
Drei gebräuchliche Messverfahren konzentrieren sich auf Ängste bei Atemnot:
Der COPD-Angst-Fragebogen (CAF) erfasst in seiner revidierten Fassung (CAF-R) neben der Angst vor Atemnot eine ganze Palette von krankheitsspezifischen Ängsten:
Sowohl mit BBQ wie auch mit CAF können signifikante Korrelationen zwischen krankheitsbezogenen Ängsten und gesundheitsbezogener Lebensqualität nachgewiesen werden. Mit dem CAF gemessene krankheitsspezifische Ängste (Angst vor Atemnot und vor körperlicher Angst) korrelieren zudem mit strukturellen Veränderungen der Grauen Substanz im Anterioren Gyrus Cinguli (ACC) bei COPD-Patienten. Der ACC ist bei der Verarbeitung von Emotionen und körperlichen Empfindungen (wie bspw. Atemnot) beteiligt.
Fazit für die Praxis
Für die gezielte Behandlung krankheitsspezifischer Ängste bieten sich Interventionen aus dem Bereich der Verhaltensmedizin an.
Die Titel-Frage, ob krankheitsspezifische Ängste mit Blick auf das Wohl der Patienten in den Fokus der Psychopneumologie rücken sollten, beantworten die Autoren mit einem entschiedenen "Ja".