„Kreuzschmerzen“, erklärte die Patientin. Sie habe seit Jahren schon Kreuzschmerzen. Unser Patientenverwaltungsprogramm bestätigte dies. Vor mir tat sich eine beeindruckende Liste an Röntgenbildern der Lendenwirbelsäule auf, welche man in den letzten Jahren angefertigt hatte, ebenso eine Computertomographie. „EIN MRT!“, sagte die Patientin, sie brauche ein MRT. Und zwar jetzt.
„Hm, Frau Gonzel, es ist jetzt Sonntagmorgens und so ein MRT bekommt man leider nicht so schnell. Selbst für unsere stationären Patienten müssen wir in der Regel eine Woche darauf warten.“ Aber Frau Gonzel war hartnäckig. Diese Schmerzen habe sie nun schon seit 10 Jahren. Das könne doch nicht so weitergehen. Sie bräuchte jetzt ein MRT.
Ich versucht noch zu erklären, dass ein MRT eine diagnostische Untersuchung war und keinen akut heilenden Effekt hatte, dass die Behandlung von Rückenschmerzen sehr langwierig sein könne und man bei ihr ja auch schon einen Unfall vor 10 Jahren als Ursache der Beschwerden ausgemacht habe, ein MRT also höchstwahrscheinlich keinen Neugewinn an Informationen bringen würde und außerdem – wie bereits gesagt – zur Behandlung eher nichts beitragen würde. Egal. Frau Gonzel wollte weiterhin unbedingt ein MRT. Wir versprachen schließlich zumindest zu versuchen, eines zu bekommen („Mindestens eine Woche Wartezeit, Frau Gonzel!“) und nahmen die Patientin aufgrund eines weiteren internistischen Problems stationär auf.
Vier Tage später, ich bastelte gerade einen langen Arztbrief, rief mich die Sekretärin des ärztlichen Direktors an und sagte, ich solle heute Nachmittag ganz dringend den Direktor anrufen. „Huä?“, dachte ich, „was habe ich getan?!“.
Mit etwas Herzklopfen rief ich also gegen Mittag dort an und der ärztliche Direktor erkannte mich auch sofort. „Ah, Frau Zorgcooperations!“, rief er sichtlich erleichtert. „Gut, dass Sie anrufen. Es tut mir Leid, Sie zu belästigen. Wissen Sie, ich war früher mal in einem Tennisclub, zusammen mit einem Herrn Gonzel. Und nun ruft mich dieser Mann täglich an. Täglich! Seine Frau läge hier und bräuchte dringend ein MRT! Was ist denn da los? Können wir da was tun?“
Der Direktor hörte sich etwas verzweifelt an. „Äh, ja“, sagte ich und versicherte ihm, dass der MRT-Termin schon geplant sei, wäre zwar erst in drei Tagen, stünde aber definitiv im Kalender.
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