Die Nachberechnung der durchschnittlichen Jahresüberschüsse der 24 ärztlichen Fachgruppen im Vergleich zu den ZiPP-Daten ergibt ganz andere Durchschnittsergebnisse. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat mit Bezug auf das Jahr 2013 in seinem ZiPP (Zi-Praxis-Panel) die Einnahmen - Ausgaben - Überschuss - Rechnung der freiberuflich niedergelassenen Ärzte zusammengefasst:
Für den Berichtszeitraum der Jahre 2010 bis 2013 mussten die niedergelassenen Ärzte inflationsbereinigt im Jahresüberschuss ein Minus von 1,2 Prozent hinnehmen. Den Praxen machte laut aktuellem ZiPP-Bericht vor allem das Jahr 2013 zu schaffen; in diesem Jahr nahm der bereinigte Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent ab.
Quellen:
http://www.zi.de/cms/fileadmin/images/content/PDFs_alle/Jahresbericht_2014.pdf
Zi-Praxis-Panel 2014 Daten Erstellt mit Datawrapper
http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/praxismanagement/praxisfuehrung/?sid=908739Summiert man alle Jahresüberschüsse der unterschiedlichen Haus-, Facharzt- und Psychotherapeuten-Gruppen zusammen und bildet aus diesen 24 Einzelangaben das arithmetische Mittel, kommt man auf einen deutlich höheren durchschnittlichen Jahresüberschuss von 166.044 €. Laborärzte hätten übrigens die Statistik der Einnahmen-Ausgaben-Überschuss-Berechnungen total nach oben verzerrt. Damit lägen allerdings die Arztgruppen Anästhesiologie, HNO-Heilkunde, Chirurgie, Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Gynäkologie, Neurologie, Hausärzte, Psychiatrie, Physikalische und rehabilitative Medizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychotherapie mehr oder weniger deutlich u n t e r h a l b meines arithmetisch errechneten Durchschnitts aller Fachgruppen von 166.044 € als durchschnittlichen Jahresüberschuss in 2013. Um dabei entstehende "Neidgefühle" zu vermeiden, griff das Zi mit seinem ZiPP zu dem statistischen Kunstgriff des "gewichteten Mittelwertes" bzw. des Medianwertes. Da nicht alle Fachgruppen, anhand der Arzt- und Niederlassungszahlen leicht erkennbar, zahlenmäßig gleich stark vertreten sind, musste der "gewichtete" Durchschnittswert der Jahresüberschüsse zwangsläufig auf 145.400 € per annum 2013 s i n k e n. Damit kann man zumindest behaupten, dass es nur noch den Fachgruppen Psychiatrie, Physikalische und rehabilitative Medizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychotherapie s c h l e c h t e r als dem medianen Durchschnitt geht, wogegen ab den Hausärzten aufwärts bis zu den Radiologen sich alle mit einer vermeintlichen B e s s e r-stellung trösten können. Diese ZiPP-Berechnung des Zi, die auch Privatabrechnungen nach GOÄ inkludiert, erläutert allerdings nicht, wie bei 8% gesteigerten Kosten, minimalem EBM-Punktwertanstieg und GOÄ-Nullrunde seit nunmehr 19 Jahren Jahresüberschüsse verbessert werden, als durch erhebliche persönliche Mehrarbeit.
Als Faustregel für die Praxis gilt:
Wenn durchschnittlich 50 Prozent Kosten bei den Praxis-Ausgaben 50 Prozent Einnahmen-Überschuss ermöglichen (Radiologen und Labormediziner ausgenommen!) muss jedes einzelne Prozent Kostensteigerung mit zwei Prozent Umsatzsteigerung beantwortet werden, um den Einnahmen-Überschuss auch nur gleich zu halten.
Nach den ZiPP-Daten legten die Gesamtausgaben je Praxisinhaber von 2010 bis 2013 im Schnitt um 7,7 Prozent bzw. 10.200 Euro zu. Dabei wuchs der durchschnittliche Jahresüberschuss (2010: 139.300 Euro) um 4,4 Prozent auf 145.400 Euro (2013). Dafür musste aber auch der Praxis-Umsatz mit der damit verbundenen erheblichen Mehrarbeit um 19,8 Prozent gesteigert werden, um dieses Praxis-Einnahmen-Ziel zu erreichen. Denn der GKV-EBM-Punktwertanstieg war in diesem Zeitraum kaum messbar und die PKV-GOÄ-Bewertung seit 19 Jahren (!) überhaupt nicht mehr angestiegen. Das verschweigt allerdings das ZiPP.
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