Ich glaube, das Tako-Tsubo-Syndrom ist eine medizinisch-pathophysiologische Chimäre im Zusammenhang mit negativen Stressoren. Der jüngste Versuch, das Syndrom des 'gebrochenen Herzens' (broken heart syndrome) noch zu allem Überfluss in ein 'Happy-Heart-Syndrome' um zu etikettieren, führt den ursprünglichen Erklärungsansatz dieses Symptomkomplexes endgültig ad absurdum.
Ich befürchte schon, viele werden sich jetzt provoziert fühlen: Aber ich glaube, dass es sich bei dem Tako-Tsubo-Syndrom um eine medizinisch-pathophysiologische Chimäre im Zusammenhang mit negativen Stressoren handelt.
Auch das Syndrom des „gebrochenen Herzens“ ist von der allgemeinen bio-psycho-sozialen Genese epidemiologisch ebenso häufig biografisch möglich und begründbar wie völlig unverbindlich und beliebig auftretend bzw. in seiner Krankheitsentität viel zu ungenau beschrieben [„Takotsubo syndrome (TTS) is typically provoked by negative stressors such as grief, anger, or fear leading to the popular term ‚broken heart syndrome‘ “], Quelle: European Heart Journal 2016, online 2. März.
Jetzt auch noch das Tako-Tsubo-Syndrom als „Happy-Heart-Syndrom“ umfunktionieren zu wollen, wirkt eher als würde man „im Trüben der Epidemiologie und Nosologie von Krankheitsentitäten fischen“, als ernsthafte Wissenschaft betreiben zu wollen. Mit dem Titel „Happy heart syndrome: role of positive emotional stress in takotsubo syndrome“ von J.R. Ghadri et al. wird das Phänomen des „Happy Heart-Syndroms“ gar nicht genauer untersucht, sondern einfach nur um etikettiert.
Dass am Geburtstag und anderen Ehrentagen oder Jubiläen die Gefahr für einen Infarkt, einen Schlaganfall oder ein akutes Koronarsyndrom (ACS) deutlich erhöht sein kann, kennen biografisch, psychiatrisch und sozialtherapeutisch erfahrene Hausärzte nur allzu gut.
Wie oft wird auch und gerade bei Älteren bereits das Geburtstags-Kaffeekränzchen mit üppiger Sahnetorte als Cholesterinbombe, viel zu langem Sitzen, mangelhaftem Bewegungsausgleich und ungewohntem nachmittäglichen Alkoholgenuss untermalt. Wenn sich abends die Familie im „trauten Kreis“ zum hyperkalorischen Festessen mit noch längerem Sitzen und weiteren „geistigen“ Getränken trifft, wie oft werden dann wohl von mit Alkohol enthemmtem Verstande und lockerer Zunge alte (Ab-) Rechnungen präsentiert, negative Familienschicksale aktualisiert, über Verluste, Trennungen, Tod, Sünden und Vergebung, Freude und Trauer diskutiert und alte Familienstreitigkeiten aufgewärmt?
Wer meint, alle Fest- und Ehrentage würden für die Betroffenen nur und ausschließlich die „Happy Hour“ bedeuten und nicht ebenso häufig ein „Happy Aua“ mit sich bringen, sollte seine rosarote Brille abnehmen, TV-Schmonzetten vergessen und sich den Realitäten stellen.
Zumal zwischen „happy“ und „broken“ nach Studienerkenntnissen gar kein signifikanter Unterschied besteht [„There was no statistical significance for the respective complications between the two groups of ‚happy hearts‘ and ‚broken hearts‘. One-year survival was comparable between ‚happy hearts‘ and ‚broken hearts‘ (100% vs. 97.6 ± 0.9%, P = 0.52).“]
So gehen denn auch die Schlussfolgerungen des Autorenteams ins Philosophische: „Perhaps, both happy and sad life events, while inherently distinct in nature, share a final common pathway in the central nervous system processing and output, which can ultimately trigger TTS. Clearly, future research is warranted to investigate this possibility and delineate the exact mechanisms underlying both ‚broken‘ and ‚happy‘ heart variants of TTS.“
Man träumt also von einem finalen, gemeinsamen Patho-Mechanismus in der Steuerung und dem Ausfluss des zentralen Nervensystems, welcher schlussendlich ein Takotsubo Syndrome (TTS) triggern könnte. Das klingt für mich aber auch nach „Happy-Deppie-Syndrome“?