Als sogenanntes Superfood werden Lebensmittel, die angeblich Gesundheitsvorteile versprechen, gewinnbringend vermarket. Eine Untersuchung der Zeitschrift Ökotest brachte jetzt eher unappetitliche Ergebnisse zu Tage.
Superfood ist derzeit ähnlich en vogue wie vegane Ernährung und wird vor allem auch von besonders Gesundheitsbewusten, Vegetariern/Veganern und Sportlern konsumiert:
Die glutenfreien und geschmacksneutralen Chiasamen sollen reich an Antioxidantien, Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Omega-3-Fettsäuren sein, den Glukosespiegel im Blut positiv beeinflussen, das Myokardinfarkt- und Apoplexrisiko senken und sogar beim Abnehmen helfen.
Hanfsamen und das daraus gewonnen Öl sollen ebenfalls reichlich Calcium, Kalium, Magnesium, Schwefel und Eisen, die Vitamine A, B, C, D und E, außerdem Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Gamma-Linolensäure sowie viele Antioxidantien enthalten und dadurch Müdigkeit vertreiben und ein langes Leben fördern, indem sie unter anderem das Karzinomrisiko senken.
Die roten Früchte des Gemeinen Bocksdorn (botanisch: Lycium barbarum), besser bekannt unter den Namen Gojibeeren, spielen bereits in der traditionellen chinesischen Medizin eine Rolle und sollen aufgrund ihres Gehalts an essentiellen Aminosäuren, den Vitaminen C, B-Komplex, Eisen, Spurenelementen und pflanzlichen Antioxidantien unter anderem das Immunsystem stärken, den Körper entgiften und natürlich ebenfalls das Krebsrisiko reduzieren.
Aber auch Aҫaibeeren, Heidelbeeren, verschiedene Algensorten wie Spirulina und Kakaobohnen werden zu Superfood gezählt. Kolportiert werden positive Wirkungen bei Arthrose, erektiler Dysfunktion, Hypercholesterinämie oder Adipositas.
Wahre Wundermittel also und ganz natürlich.
Tatsächlich sind diese Effekte teilweise wissenschaftlich nachgewiesen, wobei es fraglich ist, inwieweit sich solche Studienergebnisse, die unter Laborbedingungen, mit Tierversuchen oder unter Verabreichung sehr hohen Dosen gewonnen wurden, auf echte Ernährungsweisen übertragen lassen. Eine solide Datenbasis im Sinne von Evidence Based Medicine gibt es kaum. Dafür können aber allergische Reaktionen drohen.
Interessant ist daher eine aktuelle Untersuchung der renomierten Verbraucherzeitschrift Öko-Test, die teils beunruhigende Ergebnisse erbrachte und somit Zweifel an der positiven Wirkung von Bio-Superfood nähren. Untersucht wurden unter anderem Rohkakao, Hanfprodukte, Chiasamen und Gojibeeren. Dabei fand man Pestizidrückstände, Cadmium sowie eine Belastung mit Mineralölen und Schimmel und Enterobakterien. In zwei Drittel der untersuchten 22 Produkte fiel das Testurteil daher vernichtend aus.
Das Resümee der Ökotester: „Superfoods sind überflüssig, denn normale Lebensmittel versorgen uns mit allen Nährstoffen, die wir brauchen. Umso schlimmer, wenn viele Superfoods auch noch hoch mit Mineralöl, Cadmium, Blei oder PAK belastet sind, sodass nur ein ‚Ungenügend' bleibt.“
Auch die Umweltbilanz dieser Lebensmittel ist nicht unbedingt erfreulich, da es sich in der Regel nicht um regionale Produkte handelt, sondern eher um exotische, aufwendig importierte Früchte. Zusammen mit den versprochenen Wirkungen resultieren denn auch saftige Preise mit einer sicherlich hohen Gewinnspanne für den Einzelhandel.
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