Positive Emotionen verstärken die Hemmung von wiederholten respiratorischen Stimuli. Dies gilt insbesondere bei niedrigem bis mittlerem Angst-Niveau.
In "Frontiers in Physiology" stellen taiwanesische Forscher und Andreas von Leupoldt von der Universität Leuven eine Studie zur sensorischen Bahnung respiratorischer Stimuli vor.
Die Wahrnehmung respiratorischer Empfindungen ist ebenso bedeutsam für das Symptom-Management bei Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD wie bei Angststörungen.
Die Korrelation zwischen den subjektiven respiratorischen Empfindungen und der objektiven respiratorischen Einschränkung ist häufig gering. Deshalb geraten Einflußfaktoren, die unabhängig von der objektiv meßbaren Lungenfunktion sind, immer mehr ins Blickfeld - beispielsweise der Zusammenhang zwischen emotionalen Faktoren und der subjektiven Wahrnehmung von Atemnot.
Mehrere Studien haben den Zusammenhang zwischen emotionalen Zuständen bzw. Persönlichkeitszügen und der Wahrnehmung von respiratorischen Empfindungen aufgezeigt. Objektive Messungen von emotionalen Effekten auf die respiratorische Wahrnehmung (z. B. mittels RREP = respiratory-related evoked potenial) sind allerdings rar. Als aussagekräftig erwies sich bei objektiven Messungen das "paired inspiratory occlusion paradigma". Es beschreibt zentrale Filter-Mechanismen für wiederholte respiratorische Reize innerhalb eines engen Zeitfensters. Dabei zeigen bei gesunden Probanden Folgereize (S2) eine geringere Reizantwort (N1-Amplitude) als Erstreize (S1). Eine niedrigere S2/S1-Ratio zeigt also eine bessere Filterfunktion für respiratorische Stimuli. Als ursächlich werden hierfür verbesserte Inhibitons-Mechanismen angenommen.
Einige frühere Studien fanden eine erniedrigte Filterfunktion für respiratorische Reize bei negativen emotionalen Stimuli, sowie eine reduzierte Filterfunktion bei Patienten mit hohen Angst-Werten bzw. mit einer Generalisierten Angststörung (GAD).
Die Effekte von positiven Emotionen auf die respiratorische Filterfunktion war bisher weitgehend unerforscht.
Die vorliegende Studie von Chan et al. konnte eine Korrelation zwischen einem positiven emotionalen Kontext (hervorgerufen mittels einer Bilderserie des International Affective Picture System = IAPS) und der sensorischen Filterfunktion bei wiederholten respiratorischen nachweisen. Bei der Untersuchung der Untergruppen zeigte die Probandengruppe mit niedrigem bis mittleren Angst-Niveau eine signifikant verringerte S2/S1-Ratio in einem positiven emotionalen Kontext im Vergleich zu einem neutralen emotionalen Kontext.
Fazit
Folgende Schlußfolgerung ziehen die Autoren aus ihren Ergebnissen:
- Ein positiver emotionaler Zustand ist mit einer besseren Filterfunktion für respiratorische Reize verknüpft.
- Die verbesserte Filterfunktion für wiederholte respiratorische Reize wird durch das individuelle Angst-Niveau beeinflußt - sogar bei gesunden, ängstlichen Probanden (ohne klinische Angststörung).
- Möglicherweise können verhaltensmedizinische Ansätze mit günstigem Einfluß auf die Stimmung (wie Kognitive Verhaltenstherapie) nicht nur die negativen Gefühle bei Angststörungen und Depressionen reduzieren, sondern auch das Ausmaß der empfundenen respiratorischen Symptome (wie bspw. Atemnot).