Und dann war da dieser verhutzelte alte Mann, den sie aus dem Altenheim in unsere Notaufnahme brachten. Ich starrte auf den nichtssagenden Einweisungsschein, auf dem „Anämie“ stand und überlegte, wie man bitte darauf gekommen war, dem Mann überhaupt Blut abzunehmen und sich dann zu überlegen, tätsächlich ihn um 20 Uhr ins Krankenhaus zu schicken.
Mit Rettungsdienst. Der Rettungsdienst wusste auch nicht mehr und der einweisende Hausarzt war selbstverständlich nicht mehr erreichbar.
Der Mann krümmte sich derweil in eine komfortable Hutzelposition und erwies sich als besonders schwerhörig. Ich schrie also mehrere Dinge an ihn heran wie:
„GUTEN TAG, ICH BIN FRAU ZORGCOOPERATIONS UND WERDE SIE AUFNEHMEN!“
„WIE KÖNNEN WIR IHNEN HELFEN?“
„WAS SIND IHRE BESCHWERDEN?“
„WARUM SIND SIE HIER?“
„SIE WOLLEN AUCH NICHT MIT MIR REDEN, ODER?!!“
Der Mann schaute mich sehr fragend an und ich wiederholte die Frage mit den Beschwerden mehrere Male, da mir weiter unklar war, was den Hausarzt dazu trieb 90 Jahre alte Hutzelmänner mit etwas Blutarmut notfallmäßig ins Krankenhaus einzuweisen.
Naja der Patient schien dann irgendwann die Frage zu verstehen und rief ärgerlich zurück: „BESCHWERDEN? SIE FRAGEN MICH, WAS FÜR BESCHWERDEN ICH HABE? DIESE FRAGE MACHT DOCH ÜERHAUPT KEINEN SINN!!!“
Anschließend erklärte der Patient triumphierend, dass er mich sowieso nicht verstände, da ich nicht im landesüblichen Dialekt kommunizierte; nur um später in hysterisches Lachen auszubrechen, nachdem ich mit dem folgenden Satz bewies, jenen Dialekt sehr wohl zu beherrschen.
Trotz des dadurch großen Sprunges nach oben auf der Hutzelmannsympathieskala, waren mögliche Beschwerden jedoch nicht weiter aus ihm herauszubekommen. Wir nahmen ihn dann glorreich auf eine Station auf.
(„Beschwerden?! Sie fragen mich was für Beschwerden ich habe? Diese Frage macht doch überhaupt keinen Sinn!“ Bestes Patientenzitat ever.)
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