Und dann kam eine freundliche Schwester zu mir und sagte: „Der Herr Baumler, der will keine Infusion.“ Also ging ich hin zu Herrn Baumler. Der saß grimmig in seinem Bett und starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Hm ja“, sagte ich, „in dieser Infusion ist ihr Antibiotikum drin. Das brauchen sie.“ „Nein!“, sagte Herr Baumler.
„Gibt es einen spezifischen Grund dafür?“
„Nein, ich will keine Infusion!“
„Überlegen Sie mal, warum sind Sie denn gekommen?“
„Ja, weil es mir so schlecht geht.“
„Hmhm. Wir könnten Ihnen schon helfen, aber dann müssten wir halt diese Infusion…“
„Nein!“
„Naja, dann wird es Ihnen aber weiter schlecht gehen, dann ist Ihr Aufenthalt hier sinnlos.“
Diese brillante Argumentation wollte Herr Baumler auch nicht akzeptieren und so drehten wir uns argumentativ mehrere Male im Kreis.
„Wir könnten Ihnen das Antibiotikum auch als Tablette anbieten“, schlug ich am Ende verzweifelt vor, „das wäre halt schlechter wirksam, aber besser als nichts.“
„Nö“, sagte Herr Baumler. Er nehme sowieso schon so viele Tabletten.
Inzwischen fiel der Bettnachbar vor Lachen fast aus dem Bett.
Weitere 10 Minuten später hatte ich Herrn Baumler zwar überzeugt, dass ich ein Arzt und keine Krankenschwester wäre, ein weiteres Medikament wollte er trotzdem nicht.
„Ich nehme nur, was mir mein Hausarzt verschreibt“, erklärte er schließlich gewichtig.
„Haha“, dachte ich und rief den Hausarzt an. Mit diesem am Telefon wanderte ich zurück zu Herrn Baumler und drehte diesem das Telefon samt Hausarzt in der Leitung an. Eine längere Diskussion später, erklärte mir der Hausarzt erschöpft, der Patient sei nun bereit, mit einem Antibiotikum behandelt zu werden.
Herr Baumler war dann den restlichen Aufenthalt sehr begeistert von mir. Mein Oberarzt sagte nur, was ich denn in aller Welt bitte eine komplette halbe Stunde lang mit dem Patienten diskutiert hätte.
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