Da war ich also der Arzt vom Dienst oder auch mit dem Dienst und trug das Diensthandy mit mir herum, auf dem ein Haufen Leute anriefen, die irgendetwas sagten wie beispielsweise: „ICH WILL EINEN ARZT SPRECHEN!“ – „Ja, sie sprechen mit einem.“
Schon allein die Begrüßung hätte mich misstrauisch werden lassen sollen: Dies war das Dienstarzthandy. Hier riefen Hausärzte an, um ihre Patienten anzumelden oder Krankenschwestern, die jemanden brauchten, der eine Kanüle legt. Die wissen alle, dass ein Arzt am Telefon ist, weshalb sich der Dienstarzt auch faulerweise nicht mit „Dienstarzt Müller, Klinikum Beteigeuze, was kann ich für sie tun?“ meldet, sondern nur unfreundlich „Müller!“ ins Telefon ruft.
„Äh, ja“, mein Anrufer fing sich wieder: „Ich habe seit drei Tagen keinen Stuhlgang!“ – „Ah“, dachte ich und antwortete verwirrt: „Waren sie denn schon beim Hausarzt?“ „Nein, der ist im Urlaub.“ „Naja, aber da gibt es sicherlich eine Vertretung.“
„Ja, nö. Weiß ich nicht. ABER ICH HABE SEIT DREI TAGEN KEINEN STUHLGANG!“ „Haben sie denn mal ein Abführmittel versucht? Da gibt es auch gut verträgliche…“ „Nein. Die haben Sie mir mal verschrieben, aber die benutze ich nicht!“
„Ah… da würde ich empfehlen, dass Sie zu ihrem Hausarzt gehen.“ – „Der ist im Urlaub!“ – „Zu der Vertretung ihres Hausarztes…“ – „Aaaaber, als ich hier in der Sprechstunde eures führenden Super-Gastroenterologen war, da hat der gesagt, bei Problemen könne ich jederzeit kommen!“
„Ok, also ich rufe jetzt für Sie den Gastroenterologen an und frage da mal nach“, sagte ich nachdem das Gespräch inzwischen zehn Minuten dauerte und das Wort Stuhlgang sich exponentiell zu häufen begann. Der Gastroenterologe erinnerte sich glücklicherweise gleich an den Patienten und sagte grummelig, das hätte er mit „Problemen“ nicht gemeint. Am Ende haben wir den Patienten dann trotzdem aufgenommen.
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