In Deutschland zirkulieren bereits die ersten Grippeviren. So beurteilen Experten der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut die aktuelle Lage. Zu wenige lassen sich bisher impfen. Noch ist es nicht zu spät.
Grippeviren sind im Anmarsch. In der Kalenderwoche 45 hat sich die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen leicht erhöht. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza (NRZ) hat in 44 von 98 Sentinelproben respiratorische Viren nachgewiesen. Davon waren 31 positiv für Rhinoviren, acht für RS-Viren, drei für Adenoviren und zwei für Influenza A(H3N2)-Viren. Laut Infektionsschutzgesetz (IfSG) wurden 45 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das Robert Koch Institut (RKI) übermittelt. Das entspricht dem zu erwartenden Level für November.
Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen in Deutschland für die Woche 45/2016. Quelle: RKI / Arbeitsgemeinschaft Influenza Weitere Informationen kommen aus TESSy (The European Surveillance System). Auch hier sprechen Experten von einem „für diese Jahreszeit üblichen Niveau“: Von 734 Sentinelproben sind elf positiv auf Influenza getestet worden, davon zehn auf Influenza A und eine auf Influenza B. Seit der 40. Kalenderwoche zirkulieren in erster Linie Influenza A-Viren mit dem Subtyp A(H3N2).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet vor allem in Kuba von zirkulierenden Influenza A(H3N2)- und Influenza B-Viren. Mehr positive Nachweise von Influenza A(H3N2)-Viren werden aus Französisch-Guayana berichtet. Auch in Laos, Thailand, Kambodscha und in Südchina sind Influenza-Viren aktiv. Vom 17. bis zum 30. Oktober meldeten Influenza-Referenzzentren weltweit 2.215 positive Nachweise, davon 84 % Influenza A (meist A(H3N2)) und 16 % Influenza B (70 % zur Victoria-Linie, 30 % zur Yamagata-Linie).
Zurück nach Deutschland. Aktuelle Daten sollten Risikopatienten eine Warnung sein. Das RKI rät vor allem älteren Menschen, chronisch Kranken und Schwangeren, sich impfen zu lassen. Für diese Gruppen kann eine Infektion schnell bedrohlich werden. So gab es 2015/2016 bundesweit etwa 4,1 Millionen grippebedingte Arztbesuche, 16.000 grippebedingte Krankenhauseinweisungen und mehr als 21.000 Todesfälle. Nur jeder dritte Senior ließ sich zuletzt impfen – ein rekordverdächtig niedriger Wert. Seit Monaten setzen das RKI und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) deshalb auf Kampagnen. Ob sie Erfolg hatten, wird sich in einigen Monaten zeigen.