Was ich immer wieder höre von meinen Mit-Apothekern: Man macht das ja nicht nur wegen des Lohnes.
Mich hat das letzthin einmal interessiert, als eine gut angezogene jüngere Kundin mit mir über die Medikamentenpreise diskutieren musste – speziell die Pauschalen, die sie auf ihre rezeptpflichtigen Medikamentebezahlen musste. Das wollte sie nicht. Ich habe ihr gesagt, dass ich auf die Pauschalen nicht verzichten kann. Auf mein Argument, dass wir an den rezeptpflichtigen Medikamenten kaum etwas verdienen würden, die Marge sehr niedrig sei und die Pauschalen für die Arbeit seien, die wir leisten, meinte sie nur:
„Ich habe noch keine Apothekerin gesehen, die zu wenig verdient.“
Arrgh! Ich hab's dann aufgegeben, weiter zu diskutieren und ihr nur etwas eisig gesagt, sie könne es sich aussuchen, ob sie ihre Medikamente wolle oder nicht.
Nein, ich verdiene nicht „schlecht“ – es reicht um eine Familie zu unterhalten und auch, um in die Ferien zu gehen. Und mit etwas Mühe und Unterstützung reichte es nach 15 Jahren sparen sogar, dass die Bank uns eine Hypothek gibt – uns, denn mein Lohn allein war dafür tatsächlich noch nicht genug, sie mussten auch noch den meines Mannes dazunehmen – und dann ging es. Knapp.
Aber ich glaube, die Frau hat etwas abwegige Vorstellungen davon, was ein Apotheker so verdient. Apotheken sind keine Goldgruben mehr – tatsächlich kämpfen viele ums Überleben (durchschnittlich jede dritte in Deutschland, jede vierte in der Schweiz) – das spiegelt sich auch bei den Mitarbeitern und deren Löhnen wieder.
Das „Unglück“ ist, dass man für eine Apotheke Apotheker braucht. Und die verdienen mehr als Pharmaassistentinnen, als Drogisten oder als die ungelernte Person, die im Drogeriemarkt oder an der Tankstelle hinter der Kasse sitzt.
Aber im Berufsvergleich sonst (denn es ist immer der Vergleich, der einem wichtig ist) … dafür, dass wir 12 Jahre zur Schule und dann noch fünf Jahre an die Universität gegangen sind … direkte Verantwortung für die Gesundheit und die Daten vieler Menschen tragen … ist es nicht gerade „viel“.
Ich lasse die Zahlen hier mal draußen – als Schweizerin hat man das „über Geld redet man nicht“ tief intus und im Internet gibt es Seiten, wo man nachlesen kann, was die verschiedenen Berufe so verdienen – im Durchschnitt.
Und dann muss man das immer in Relation setzen. Ich verdiene „einiges“ mehr als mein Mann, der Fahrzeuge repariert. Ich verdiene etwa gleich viel wie mein Kollege, der nie studiert hat und IT-Spezialist geworden ist … und auch das nur, weil ich ein bisschen mehr mache als die durchschnittlich angestellte Apothekerin. Als Apotheker verdient man tatsächlich weniger als der durchschnittliche Bauingenieur, Architekt, Buchprüfer und Steuerberater – und wir sind weit unter dem Arzt, Chemiker und Jurist …
Und natürlich, wenn man meinen Lohn mit dem vergleicht, was ein Apotheker in anderen Ländern verdient … nun ja, bei dem Vergleich vergisst man aber oft, die Lebenserhaltungskosten dazuzuziehen, die hier (Schweiz) wirklich hoch sind.
Aber es ist, wie ich am Anfang geschrieben habe: Man macht das nicht nur wegen des Lohnes. Man wird Apothekerin, weil man Naturwissenschaften und Medizin mag und ein gewisses Bedürfnis hat, den Menschen zu helfen. Ganz sicher nicht, um mittels Medikamenten durch die Krankheiten anderer reich zu werden und mit ihnen über die Preise derselben zu diskutieren (die wir bei den rezeptpflichtigen Sachen ja nicht mal selbst festlegen).
Darum, liebe elegante Frau mit den abwegigen Vorstellungen, von dem, was ich an ihnen, respektive ihrem Geld habe: Rutsch' mir den Buckel runter und geh'. Da diskutiere ich lieber mit der nächsten Kundin, die schon seit Jahren zu uns kommt über ihr kleines Gesundheitsproblem und suche möglichst günstige Lösungen und Alternativen. Da habe ich mehr davon. Persönlich, meine ich. Denn ich mache diesen Beruf nicht (nur) wegen des Geldes.