Kinderlose Männer haben ein geringeres Risiko, am Prostatakarzinom zu erkranken, so das Ergebnis einer aktuellen Studie im Wissenschaftsmagazin Nature. Zum Glück wusste das in der Steinzeit noch niemand. Wer weiß, ob es die Menschheit bis hierher geschafft hätte?
Sterben wir nun aus, weil kein Mann mehr Kinder haben möchte? Wohl kaum. Und auch, wenn die vorliegende Studie sicher sehr interessant ist, so bleiben noch eine Menge Fragen unbeantwortet.
Ich muss schon zugeben, als ich vor Kurzem morgens im Newsletter diese Schlagzeile fand, fühlte ich mich doch gleich wieder in den Statistikkurs aus meiner Studentenzeit zurückversetzt. Dort wiesen wir gemeinsam mit den Dozenten mit von Stolz geschwellter Brust einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Störche und der Geburtenzahl in einer deutschen Stadt X nach.
Doch: Selbst wenn es einen Zusammenhang zwischen Kinderlosigkeit und Prostatakarzinom gibt, so sind es vielmehr Alter, ethnische Zugehörigkeit sowie die liebe alte Genetik, die noch immer als Hauptursachen für die bis zu 1,2 Millionen weltweit auftretenden Neuerkrankungsfälle pro Jahr verantwortlich sind. Auch Lebensstil und Umwelfaktoren (wie z. B. Gonokokken-Infektionen) fordern dabei ihren Tribut.
Die Fakten aus der erwähnten Studie von Mao und Kollegen
Die Forscher analysierten in ihrer Metastudie 11 Arbeiten mit insgesamt 182.012 Prostatakarzinom-Fällen. Dabei stellten sie fest, dass kinderlose Männer ein um circa 9 % geringeres Risiko hatten, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, als Väter. Bei infertilen, zumeist hypogonadalen Männern sorgt sehr wahrscheinlich der Testosteronmangel dafür, dass sie weniger oft an Prostatakrebs erkranken. Dennoch vermag dieser vermeintliche Risikovorteil gegenüber den Vätern nicht recht dazu verleiten, sich ein hypogonadales und kinderloses Leben zu wünschen. Denn Hypogonadismus steigert unbehandelt das Risiko für das metabolische Syndrom, psychische Veränderungen sowie Osteoporose beim Mann. Darauf jedoch gehen Mao und Kollegen in ihrer Studie nicht weiter ein.
Und obgleich Kinder und Familie ganz sicher für Männer einen Stressfaktor darstellen, der das Herzinfarktrisiko ansteigen lässt, wie Studien belegen, bietet einem die gleiche Familie sehr viel Rückhalt und Freude, was lebensverlängernd wirkt, wie wieder andere Studien statistisch signifikant zeigten.
Fazit
Der Untergang der Menschheit aufgrund eines aufkeimenden Gesundheitsbewusstseins in Bezug auf das Für und Wider einer Vaterschaft ist wohl vorerst abgesagt. Doch eine echte Lösung, wie man dem Prostatakarzinom als häufige Todesursache des Mannes vorbeugen kann, bietet die Studie ebensowenig an.
Quelle: Mao et al., Nature 2016; 6:19210