Und dann war ich also Patient in diesem Krankenhaus und lag in einem sehr alten Vierbettzimmer. Es gab eine Waschbeckennische, die über einen geblümten Vorhang vom restlichen Zimmer abgetrennt war und ein Klo am anderen Ende der Station. Also zwei Klos. Für alle Patienten.
Und daneben noch ein frei einsehbares Pissoir, das alte Männer völlig ungeniert benutzten, auch wenn das Ganze eine Unisextoilette war. Immerhin waren nur drei der vier Betten bei uns besetzt. Kein gutes Zeichen, wie sich wenig später herausstellte.
Gegen ein Uhr nachts stürmten die freundlichen Nachtkrankenschwestern herein, gefolgt von zwei Rettungssanitätern, die eine Trage hinter sich herzerrten. Man hatte eine neue Patientin für das freie Bett aufgegabelt. Eine ältere Dame wurde hereingefahren. Sie schaute sich misstrauisch im Zimmer um und begann zu schreien: „WAS? EIN VIERBETTZIMMER?! DAS IST JA UNZUMUTBAR! ICH BIN PRIVATPATIENTIN!“
„Äh, ja“, sagte eine der Nachtschwester, „ist halt gerade kein anderes Zimmer frei.“ „Unannehmbar! Privatpatienin! Das geht nicht!“ brüllte die Dame einfach weiter. Die Rettungssanitäter warfen sie schnell von der Trage und gingen unauffällig zurück in ihre gemütliche Rettungswache. Die Schwestern flüchteten dann auch zügig und unsere neue Mitpatientin hörte schließlich auf zu schreien.
Vermutlich waren wir – das gemeine Volk – kein guter Ansprechpartner. Stattdessen begann sie ihren überdimensional großen Koffer auszupacken und laut Schranktüren auf und zu zu schlagen. Mit Licht natürlich. Man musste ja sehen, wo man alles hinverstaute. Die Nachtschwester kam nochmal und erklärte der Dame, dass sie ja auch noch morgen auspacken könne. „Wie? Ich bin doch leise!“
Ja, fast. Wir machten dann das Licht aus, aber das half nicht viel. Dann riefen wir abwechselnd: „Frau Gomzombol!“ – Ja ja, so schnell lernt man die Namen randalierender Mitpatienten – „Hören Sie auf Ihren Koffer auszupacken!“ „Nein, ich muss meine Socken finden!“
„Frau Gomzombol, machen Sie das Licht wieder aus!“ „ICH BIN DOCH LEISE!" „NEIN! SIND SIE NICHT. GEHEN SIE SCHLAFEN!“ „MEINE SOCKEN!“ „GAAAARGHLL!“
Am nächsten Tag war dann plötzlich auf wundersame Weise ein Speziellundnurfürprivatpatientenzimmer frei. Zum Blog geht's hier.