Der Befall mit Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm), Erreger der alveolären Echinokokkose, oder Echinococcus granulosus (Hundebandwurm), Erreger der zystischen Echinokokkose wurde früher hauptsächlich bei Landwirten oder Jägern diagnostiziert. In der Region Ulm (Baden-Württemberg) sind auch Städter betroffen: Der Fuchs passt sich zunehmend dem Stadtleben an.
Kot der Tiere mit Bandwurmeiern findet sich dort auch häufiger in Sandkästen oder auf Gemüsebeeten und bleibt monatelang ansteckend. Deshalb ist die Großregion Ulm auch so eine Art „Epizentrum“ für Echinococcus-Untersuchung, -Diagnose und –Therapie an der dortigen Universitätsklinik: http://www.uniklinik-ulm.de/struktur/zentren/comprehensive-infectious-diseases-center/home/fuer-patienten-und-angehoerige/behandlung-spezifischer-infektionen/echinococcus.html
Werden die Eier aufgenommen, gelangen sie vermutlich über den Zwölffingerdarm in die Leber. Nicht jeder Mensch erkrankt, das Risiko hierfür scheint, genetisch bedingt zu variieren.
Noch vor kurzer Zeit habe ich meine Patientin A. H., 65 Jahre, als christlich-alevitische Kurdin aus Ostanatolien stammend, mit einer Hundebandwurm Echinococcus-granulosus-Infektion [zystische Echinokokkose] der Leber (ICD-10-GM B67.0+G) in meiner Sprechstunde gesehen. Nach Basistherapie und zweimaliger Eskazole® (Albendazol) Erhaltungs-Therapie besteht ein stabiles Befundbild mit abgegrenzter Zystenwand ohne Beschwerden.
Der Radiologe war damals bei seinem multi-slice-CT des gesamten Abdomen im Mai 2005 sehr überrascht über die riesengroße Leberzyste mit den wandständigen Tochterbläschen. Eine operative Sanierung erschien unseren Chirurgen zu risikoreich.
Infektionen mit Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm), dem Erreger der alveolären Echinokokkose, werden wie der Name nahelegen könnte, nicht nur durch Füchse, sondern auch durch (Jagd)-Hunde, die mit Füchsen in direkten Kontakt kommen und den Zweikampf suchen, übertragen. Keineswegs sind Füchse Vegetarier, die mit ihren Lefzen in Wald und Flur Heidelbeeren, Preiselbeeren, Waldhimbeeren und -Erdbeeren bzw. Pilze bespeicheln oder bekoten. Diese Wald-Früchte können bedenkenlos gegessen werden.
Die bei uns (bis auf den Großraum Ulm) extrem seltenen Echinococcus-multilocularis-Infektionen werden fast ausschließlich durch wald- und fuchsnahe Hundehaltung, ungenügende veterinärmedizinische Entwurmungen/Impfungen und nicht durch die im gleichen Wohnumfeld gegessenen, rohen Waldbeeren oder Pilze übertragen. Sonst müssten in den Weiten der beeren- und bärenreichen Tundra Alaskas – wo ich am malerischen „Blueberry Lake Campground“ nördlich von Valdez kampierte – sämtliche Bewohner irgendwann über den dort sehr verbreiteten nordischen Fuchs infiziert worden sein.
Dort werden übrigens auch im großen Stil „Cranberries“ als die „großfrüchtige Moosbeere“ geerntet und exportiert. Und auch diese Beeren kann man bedenklosen verzehren.
Die beiden Arten der Echinokkosen, also die alveolären Echinokokkose (Fuchsbandwurm) und die zystischen Echinokokkose (Hundebandwurm), sind einer der wesentlichen Gründe, warum Hunde und Katzen auch als Haustiere nicht auf Kinderspielplätze dürfen. Zahlreiche Haustierhalter verstoßen dagegen aus Unwissenheit oder Ignoranz.
Alle Abb. im Text © Praxis Dr. Schätzler Alaska/USA 2014