Die Geschichte von gestern mit dem Xenical (Orlistat) ging noch etwas weiter. Das ist meist so – nur Märchen enden mit “und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende” :-)
Der Arzt hat sich nach meinem Fax mit mir in Verbindung gesetzt – das mit der Kostengutsprache wüsste er schon – er war aber der Meinung, dass wir das als Apotheke veranlassen könnten. Ummm … nein. Das machen der Patient und Sie – ich habe ja auch die Daten nicht, die der Vertrauensarzt bei der Kasse dafür will. Er hat dann eingewilligt, die Kostengutsprache anzufordern, auch wenn er das etwas als “Zeitverschwendung” betrachtete, da das nur eine Zwischenlösung sei, bis die Dame ihreMagenband-Operation bekäme – da sei die Bewilligung dafür schon im Gang.
Das fand ich insofern interessant, als eine Magenband-Operation auch nicht ganz so ohne Probleme ist und eigentlich nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen wird, wenn vorher andere Massnahmen (insbesondere Diäten) keinen Erfolg hatten. Und bisher habe ich nicht gesehen, dass ausser dem Xenical etwas anderes auch nur versucht wurde. Natürlich – ich bekomme ja auch nicht wirklich alles mit…
Wir haben dann eine Zeitlang gar nichts mehr darüber gehört oder gesehen, bis die Frau einige Wochen später wieder in der Apotheke aufschlug – mit demselben Rezept für’s Xenical und der Kostengutsprache der Krankenkasse. (Hah!)
Sie berichtete mir dann etwas säuerlich, dass die Magenbandoperation nicht bewilligt worden war und jetzt halt “das da” wedelt über das Xenical versuchen soll. Dafür weigerte sie sich das Generikum dazu auch nur in Betracht zu ziehen (“ich will genau das, was der Arzt aufgeschrieben hat!”) – Na, die Krankenkasse übernimmt es ja (jetzt).
“Wissen Sie, wie sie das anwenden müssen?” frage ich sie, denn der Arzt hat keine Dosierung aufgeschrieben und das Medikament hat doch ein paar wichtige, äh, Eigenheiten, die ihr unbedingt bewusst sein sollte.
“Vor dem Essen hat er gesagt”.
“Ja, je eine. Sie können die Kapsel bis eine Stunde nach dem Essen nehmen. Wenn Sie nichts essen, dann nehmen Sie auch keine. ABER … es ist ganz WICHTIG, dass Sie zusammen mit dem Medikament auch auf Ihre ERNÄHRUNG achten …. “
Sie schaut mich an, als hätte ich sie gerade übest beleidigt, was nicht in meiner Absicht lag, aber ich muss da deutlich werden. Speziell, weil ich die Befürchtung habe, dass ihr der Arzt das Medikament nicht erklärt hat.
“Ich WEISS wie das geht!”
“Ja, aber wissen Sie auch, wie das Medikament hier wirkt?”
“Es verhindert dass ich das Fett im Essen aufnehme!”
“Ja – indem es ein Enzym blockiert, das das Fett vor der Aufnahme spaltet. Dadurch bleibt es im Darm. Wenn Sie jetzt etwas fettes Essen, dann bleibt das ganze Öl im Darm und kommt … sehr flüssig wieder unten raus. Oder anders gesagt; das macht Ihnen dann Durchfall und kann sogar heraus…lecken …”
“oh.”
“Und darum ist es ganz wichtig, dass sie nicht allzu viel Fett aufnehmen. Wenn sie einmal ausnahmsweise vorhaben etwas fettes zu essen – zum Beispiel Fondue – dann nehmen sie die Kapsel also auch nicht.”
Ich gebe ihr also trotz (jetzt leiserer Proteste) noch eine Broschüre mit über Ernährung und schicke sie auf ihren Weg. Eine richtige Ernährungsberatung wäre hier echt mal eine gute Sache.
Ich denke nicht, dass das das letzte war, das ich von ihr gesehen habe.