„Ich vertraue nur der Studie, die ich selbst gefälscht habe.“ Oder: Über den Wahrheitsgehalt im Publikationsdschungel.
Dieses populäre Zitat, das jedem Mediziner irgendwann mit auf den Weg gegeben wird, klingt zwar amüsant, ist jedoch im Zeitalter der Plagiate und der knappen Forschungskontingente alles andere als ein amüsanter Scherz.
Schaut man sich manche Studien genauer an, so fällt auf, dass hier alle Register der Medizinstatistik gezogen wurden. Man muss Studiendaten nur lang genug durch die Maschinerie der Medizinstatistik laufen lassen, um Ergebnisse zu erhalten, die der Veröffentlichung dienlich sind. Mitunter mag man sich fragen, ob die wissenschaftliche Arbeit darin liegt, zu forschen oder wie beim Münzwurf ein passendes Testverfahren für die gewonnenen Studiendaten zu finden.
Für manche steht das Publizieren über allem und das was publiziert wird, tritt dabei in den Hintergrund. Fast verpöhnt sind Ergebnisse, die statt signifikanter Unterschiede weder eine Signifikanz noch einen Trend erkennen lassen. Dabei sind doch gerade auch dies Ergebnisse, die einen künftig weiterbringen. Was nützt es uns in der Medizin, stets nur über den Vor- oder Nachteil eines neuen Verfahrens oder eines neuen Präparates in Studien zu lesen. Ist es nicht viel wichtiger, auch einmal nicht vorhandene Unterschiede zu publizieren und so unsere altbewährten klassischen Verfahren zu loben, die sich als gut erwiesen haben?
Zweifelsohne braucht es Fortschritt, um der sich rasch entwickelnden Medizin und der zunehmend kranken Bevölkerung siegreich entgegenstellen zu können. Doch sollten wir darauf verzichten, unsere Studien so zu frisieren, dass wir Mediziner uns gegenseitig mit Studien bombardieren, wie wir es früher nur von der Pharmaindustrie kannten. Und in welchen es nur darum ging, Vorteil um jeden Preis glaubhaft zu machen.
Um sich aus dem Hamsterrad lösen zu können, bedarf es professioneller Unterstützung. Zumindest, wenn man neben der Medizin und seinen Forschungsprojekten nicht auch noch ein eingefleischter Biomathematiker oder Statistiker ist. Zahlreiche Firmen und Einrichtungen bieten hier Hilfe und erlösen den ohnehin schon gestressten Mediziner und Forscher von der Leidigkeit der Medizinstatistik.
Und vielleicht kommen wir eines Tages durch die so wieder objektivierbar gewordene Medizinstatistik zu Studien, die den Namen Studie verdienen und eben nicht ein „Trial and Error“ im Finden der passenden statistischen Berechnung sind. Dies würde nicht nur unsere Studienlage, sondern vielleicht auch unser Ansehen in der deutschen und internationalen Forschungslandschaft verbessern. Zumal eine seriöse, ausgelagerte und somit extern durchgeführte Statistik – zum Beispiel durch bestimmte Firmen – klaren Vorgaben folgt, die nichts mit den nächtlichen Statistikversuchen gestresster Forscher zu tun haben, die lieber eine Münze mehr werfen, wenn es der Publikation dienlich ist. Zwar wären vielleicht die Ergebnisse folglich nicht immer von herausragendem Tenor, doch das triste Schubladendasein vieler Studien hätte ein Ende, würden sie nicht dauernd unter dem Damoklesschwert der Manipulation stehen.
Weiterführende Links:
Beratungszentrum für Statistik der Uni GöttingenGesundheitsberichterstattung des BundesDeutsche Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft