Drogistin zu mir: „Es hat gerade eine Mutter angerufen, dass sie mit ihrem Kind vorbei kommt. Sie sagt sie will dich unbedingt gleich sprechen, offenbar hat das Kind die ganze Flasche Hustensirup vom Rezept getrunken!“
Pharmama: „Waaas? Hast Du ihr nicht gesagt, sie soll gleich im Toxzentrum anrufen? Was soll ich denn mit dem Kind machen?“
Drogistin: „...“
Naja, wir haben schon ein paar Antidote an Lager, aber von wegen deren Anwendung. Ich lege mir die Nummer des Toxikologischen Zentrums parat und denke dabei fieberhaft über alles, was ich über Überdosierungen weiß, nach. Was mag es wohl für ein Sirup gewesen sein? Mit Dextrometorphan? Codein? Morclofon? Butamirat? Oder Acetylcystein? Oder? Und die Auswirkungen? Atemdämpfung bis hin zu möglichem Atemstillstand, Muskelkrämpfe?
Die Mutter stürmt in die Apotheke, an der Hand das Kind, etwa dreijährig. In der anderen Hand – „Oh, gut!“, denke ich – der Sirup!
Mein Adrenalinspiegel ist am Anschlag. Ich nehme die Packung und schaue auf die Inhaltsstoffe: „Bryonia cretica 3 CH, Cephaelis ipecacuanha 3 CH, Dactylopius coccus 3 CH, Drosera TM, …“
Abrupte Erleichterung meinerseits: Ein Sirup auf homöopathischer Basis. Keine Chance das überzudosieren. Ich wäre vielleicht etwas beunruhigt, was den ganzen Zucker darin betrifft, aber sonst ist alles okay.
Pharmama: „Ahhh … kein Problem! Dem Kind wird es gut gehen. Passen sie aber auf, dass Sie in Zukunft die Medikamente an einem Ort aufbewahren, wo es nicht hinkommt. Und die Telefonnummer vom Toxikologischen Zentrum ist 145. Nur, falls es ein nächstes Mal gibt.“