Eine Schenkelhalsfraktur bei einem Siebzehnjährigen. Keine OP-Möglichkeit. Kann das gut gehen?
Ein Siebzehnjähriger wird von der Familie gebracht. Nach hartem Sturz auf einen Stein schmerzt ihm die linke Hüfte. Er kann nicht mehr auftreten. Im Röntgen zeigt sich tatsächlich eine Schenkelhalsfraktur, und auch wirklich nur diese. Das Becken ist noch heil, es gibt keinen Anhaltspunkt für einen Knochentumor oder sonstige knöcherne Anomalien und die Fraktur steht nicht schlecht, es gibt momentan keine wesentliche Dislokation. Ich wollte es erst nicht glauben, aber die Symptomatik war typisch. So, wie man es von all den älteren, osteoporosegeplagten Patienten zuhause gewohnt ist.
Intensives Gespräch mit der Familie, sechs aufmerksame Gesichter: die Eltern, eine Tante, der erwachsene Cousin, einer der größeren Brüder und natürlich der Patient selbst. Die Familie macht einen gut organisierten, auch gebildeten Eindruck. Aber für eine Operation ist, wie immer, kein Geld da. Weder für die weite Reise dahin, wo es das richtige Osteosynthesematerial gibt, noch für die Behandlungskosten. Was dann? Wir sprechen alles detailliert durch. Soll der Junge in die Extension auf Station? Oder letzte Möglichkeit: ein Becken-Bein-Gips für viele Wochen? Es dauert eine Weile, bis sich die Familie entschieden hat. Der Gips ist die Methode der Wahl.
Wollt ihr das wirklich? Und es wird nur klappen, wenn der Gips stabil bleibt, der Junge nicht damit zu sitzen versucht, 8-12 Wochen liegen, ist euch das klar? Sie haben es sich überlegt und entschieden. Wir schaffen das, ist die Botschaft. Der Gips, Uraltmethode, völlig out eigentlich, da, wo ich herkomme, wird angelegt. Letzte Tipps gegeben. Gebeten, bei Problemen wieder zu kommen (eine Reise von 5-7 Stunden. Und tragen müssten sie den Jungen. So, wie sie ihn schon hergetragen haben und wieder nach Hause tragen werden). Gipskontrolle in 3-4 Wochen (in Anbetracht der Distanzen).
Vier Wochen später: die Familie bringt den Jungen zur Kontrolle. Der Gips ist gepflegt, sauber, stabil. Der Junge guter Dinge. Die Familie optimistisch. Dieser Patient hat wirklich Glück, was die menschlichen Rahmenbedingungen angeht. Das könnte gut werden.
Bildquelle (Außenseite): Ted Eytan, flickr