Am 19.6.2015 gab das Bundesgesundheitsministerium zum wiederholten Male ein Statement zum Thema Wettbewerb im Gesundheitswesen heraus. Darin heißt es unter Anderem: „Wettbewerb im Gesundheitswesen nützt den Patientinnen und Patienten. Sie erhalten so eine größere Wahlfreiheit und am Ende eine bessere Behandlung.“
Und weiter unten: „Um ihre Mitglieder zu halten, müssen sich die Krankenkassen um eine qualitativ hochwertige Versorgung bemühen [...].“
Seit dem Jahr 2007 versucht der Gesetzgeber den Wettbewerb der gesetzlichen Krankenkassen untereinander zum Wohle der Patienten zu stärken. Doch während er damit wohl in erster Linie den Wettbewerb um eine bessere medizinische Versorgung unserer Alten und Kranken zum Ziel hat, interpretieren unsere Krankenkassen das Thema Wettbewerb offensichtlich ganz anders.
Besucht man die Internetauftritte unserer größten gesetzlichen Krankenkassen, beschleicht einen unwillkürlich der Eindruck, dass Alter und Krankheit hier so gut wie keine Rolle mehr spielen.
Alles hip, alles stylisch. Und das Beste: Eine Vielzahl an Angeboten, wie ich mir auch als nicht-Kranker von der Kasse jede Menge Geld zurückholen kann. Wahre Prämien-Paradiese tun sich da auf:
Die AOK Nordost hat unlängst eine neue Wettbewerbsrunde eröffnet: Erste Krankenkasse zahlt für Apple Watch – so titelte FAZnet am 6.8.2015. Und SPON hat gleich bei allen einschlägigen Wettbewerbern nachgefragt, wie's denn bei ihnen damit steht.
Gut, würde ich sagen. Denn Gerüchten zu Folge will die größte deutsche Krankenkasse den Kauf einer „Apfeluhr“ mit sage und schreibe 250 € bezuschussen, da kann die AOK mit ihren vergleichsweise lächerlichen 50 € gleich einpacken...
Ohne Worte!
Während ich tagtäglich damit beschäftigt bin, Schwerstkranke mit einer Monatspauschale von nicht mal 30 € mit Inkontinenzprodukten zu versorgen, während Zahnersatz und Hörgeräte bei nicht so begüterten Rentnern unerschwinglicher Luxus sind, während also die Versorgung von Kranken und Alten immer weiter zusammengespart wird, liefern sich unsere Krankenkassen einen Wettbewerb darum, wer den höchsten Zuschuss für eine Apple Watch gewährt? Sieht so das viel beschworene Solidaritätsprinzip aus? Eine „qualitativ hochwertige Versorgung“?
Ich bin immer noch in der GKV versichert und spreche mich entschieden dagegen aus, dass meine Beiträge für Lifestyleprodukte, Yogakurse oder Bobbycars ausgegeben werden!