Jeder freut sich über unerwartete Geschenke. Eigentlich. Es fällt mir allerdings schwer, Geschenke dafür anzunehmen, dass ich „nur“ meinen Job erledigt habe. In den meisten Fällen wird für das Geschenk von den Patienten sicherlich keine Gegenleistung in Form von bevorzugter Behandlung erwartet, doch für mich bleibt immer ein ungutes Gefühl. War es aus Dankbarkeit oder Kalkül?
Als ich noch im Krankenhaus gearbeitet habe, gab es natürlich auch immer mal wieder Aufmerksamkeiten der Patienten. Eine Packung Pralinen, Kaffee für die Teamküche, ein paar Euro für die Kaffeekasse, manchmal auch ein Wein oder ein paar Blumen. Schon damals fiel es mir anfangs schwer, Geschenke anzunehmen, weil ich keinen Grund darin gesehen habe.
Ich hatte schließlich nichts Außergewöhnliches gemacht, sondern „nur“ meinen Job so gut wie ich konnte erledigt. Aber ich konnte auch verstehen, dass die Patienten uns manchmal eine kleine Freude machen wollten. Da man die meisten auch nie wieder gesehen hat, war es wirklich ein Zeichen reiner Dankbarkeit.
In der Praxis ist das natürlich anders. Die meisten der Schenkenden sind Stamm-Patienten, und sie schenken auch oft regelmäßig etwas. Von ein paar wissen wir schon, dass diese kleinen Aufmerksamkeiten nicht ohne Grund kommen. So bekommen die Schwestern in einem Fall regelmäßig große Pakete vom Bäcker, damit das Ehepaar schneller an Termine beim Doktor rankommt. Unsere Schwestern lassen sich aber nicht bestechen und vergeben die Termine so schnell wie möglich, aber ohne jemanden zu bevorzugen. Das hat auch schon einmal zu unschönen Szenen am Telefon und am Tresen geführt. Das Wort Kuchen ist bei den Diskussionen nie gefallen, aber es war unterschwellig mit da.
Noch schwieriger finde ich dann Geschenke, die nicht das Team der Praxis als Ganzes bekommt, sondern die speziell zum Beispiel für meine Person bestimmt sind. Bekomme ich mit, dass mir ein Patient etwas schenken möchte, versuche ich immer, das gleich dem ganzen Team zu widmen, oder sage solche Sachen wie: „Danke für die Pralinen, die Schwestern und ich werden uns sehr darüber freuen.“
Das klappt manchmal aber nicht, und dann überlege ich oft, ob es nicht besser wäre, Geschenke ganz abzulehnen. Aber das wäre auch sehr unhöflich den Patienten gegenüber, fürchte ich. Nichtsdestotrotz kann ich mich manchmal nicht dem Eindruck erwehren, dass das Geschenk nicht ganz uneigennützig war und von mir nun etwas erwartet wird.
Vielleicht täuscht auch mein Eindruck, aber ein ungutes Gefühl bleibt. Natürlich freue ich mich auch über Geschenke, aber in diesem Arzt-Patienten-Setting finde ich sie etwas heikel. Kann aber auch sein, dass ich in dem Punkt etwas überempfindlich bin.