Nach dreizehn Schwangerschaften bittet eine Patientin um Sterilisation. Kein Thema, warum erst jetzt, könnte man meinen...
Eine Mutter von zwölf Kindern stellt sich vor, müde, ausgelaugt. Acht der Kinder leben noch, die anderen sind gestorben. Sie ist vierzig Jahre alt und zum dreizehnten Mal schwanger, hat aber seit drei Tagen Blutungen.
Im Ultraschall ist kein Kind mehr zu sehen, nur noch Blutgerinnsel, Gewebereste. Wir planen die Ausschabung, damit die Blutungen aufhören. Sie fragt, ob sie sich hier sterilisieren lassen könne. Die Gynäkologin verneint. Nur im Rahmen eines Kaiserschnitts, da werde das elastisch gehandhabt. Wir seien ja ein katholisches Krankenhaus. Hier werde keine Empfängnisverhütung angeboten. Auch keine Kondome. Sie sei auch ganz froh darüber, die ganze Familienplanung verschlinge viel Beratungszeit. Sie lacht.
Vorsichtige Anfrage meinerseits. Warum so streng – alles oder nichts? Warum keine individuellen Lösungen?
Wer seien wir denn, meint sie, Afrika die Empfängnisverhütung als Problemlösung anzubieten? Als weißer Mensch zu denken, dieser Kontinent könne nach unseren Vorstellungen funktionieren? Ob nun zwölf oder dreizehn Schwangerschaften – sei das wesentlich?
Einwand meinerseits: Ist nicht aber ein rigoroses ‚Nein‘ zu diesem Thema auch eine Art von Bevormundung? Ist nicht die Beratung zur freien Wahl eine menschengemäßere Variante? Wohl gemerkt, es geht hier nicht um Schwangerschaftsabbruch, sondern erstmal nur um Empfängnisverhütung? Und, noch in einem stillen Nebensatz erwähnt, es gibt Möglichkeiten, reichlich, vor den Toren des katholischen Krankenhauses, in vielen kleinen Gesundheitsstationen. Aber man muss sie bezahlen. Und manche sind nicht ungefährlich.
Stunden-, tage-, wochenlang könnte man darüber streiten...
Bildquelle (Außenseite): Karyn Christner, flickr / CC by