Schon erstaunlich, dass die Bevölkerung der Irischen Republik klar und mit eindeutiger Mehrheit von 62 zu 38 Prozent in einer Volksabstimmung f ü r die Gleichstellung von Homo-Ehen mit heterosexuellen Eheschließungen votierte. Was könnten die Gründe und sozialpsychologischen Erklärungsmuster dafür sein?
Die Republik Irland hat neben der katholisch geprägten Stammbevölkerung der Provinz Ulster (Nordirland-GB) eine der höchsten Geburtenraten in ganz Europa. Als ich früher oft 2 x jährlich in Westport/Clew Bay und später bei Sneem/Ring of Kerry war (unser Sohn und seine Freundin studierten in Dublin und Galway), fiel der Kindersegen im Vergleich zu Deutschland immer wieder auf.
Sozialpsychologisch ist das vielleicht der Grund, weshalb sich das Blatt auf einer so katholisch geprägten Insel (striktes Abtreibungsverbot - mit entsprechendem Tourismus nach GB) gewendet hat: Etwa jeder 10. Mensch outet sich irgendwann in seinem Leben in homosexueller Orientierung; die Transsexualität ('wrong body syndrome') ist wesentlich seltener. Aus meiner allgemeinmedizinisch-hausärztlichen Praxis kann ich das nur bestätigen.
Wenn nur 2 Nachbarfamilien jeweils 5 Kinder haben (in Irland durchaus typisch), dann teilen alle diese 14 Menschen die persönliche Erfahrung von Homosexualität, egal ob männlich oder weiblich, in ihrem unmittelbaren sozialen Nahbereich. Und dort kann sich im G e g e n s a t z zu Vereinzelungs- und Vereinsamungstendenzen (!) reproduktionsmäßig gestörter post-industrieller Gesellschaften eine unmittelbare Erfahrung von Toleranz, Offenheit, Legalisierungswunsch und Menschenrechts-Bewusstsein entwickeln, der a l l e n Menschen unabhängig von Rasse, Klasse, Herkunft, sexueller, emotionaler, ethisch-sozialer oder religiöser Orientierung die Möglichkeit einer gleichberechtigten eingetragenen Partnerschaft gibt. So einfach ist das!
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