Eigentlich chirurgisch gesinnt, darf die Daktaria hin und wieder auch in der Gyn einspringen. Und obwohl es eigentlich einen offiziellen CHO für die Ultraschalluntersuchungen gab, ist dieser zurzeit nicht mehr verfügbar...
Aushilfe in der Gyn. Heute alleingelassen von der dortigen Kollegin (krank) und dem Clinical Officer (zum Familienbesuch aufgebrochen), darf ich ein gynäkologisches Tages-Programm allein über den Tag verteilen. Oft haben wir zusammengearbeitet, so bin ich nicht vollends unvorbereitet.
Im Laufe der Visite haben sich allein neun Ultraschalls angesammelt, dann sind am weiteren Vor- und Nachmittag noch sieben Patientinnen aus dem OPD dazu gekommen, so gibt es allerlei anzuschauen – erwartete Kinder, deren Oberschenkelknöchlein gemessen werden wollen (unter anderem), um zu sehen, ob die geschätzte Wochenzahl dem Längenwachstum entspricht, Kontrollen von Plazentasitz und Fruchtwassermenge, Nachsehen, ob bei den Frauen, die mit Blutung in der Frühschwangerschaft kommen, noch ein Menschlein in der Gebärmutter zu finden oder ein winziger Herzschlag zu sehen ist, Erkundungen, ob Tumoren die Niere aufstauen und wo sie überhaupt herkommen und wo hineinwachsen. Wie gut, dass es das Ultraschallgerät gibt und die Kollegin gerne und oft auch alle interessierten Mitarbeiter trainiert hat. Schade nur, dass sich der Schaller, gut ausgebildet und versiert, zu einem besser bezahlten Job an einer anderen Klinik aus dem Staub gemacht hat.
Wenn alle Patientinnen der Station samt ihren Akten beisammen sind, setzt sich die Prozession der Kugelbäuche in Gang: die Damen in Rosa (die Stationskleidung) plus eigene Tücher setzen sich gemütlich langsam im Gänsemarsch zum Ultraschallraum in Bewegung. Es geht über das halbe Hospitalgelände, auf schmalem Weg, vorbei an den Reihen der frisch geputzten Gummistiefel vor dem OP, an der Leine mit den frisch gewaschenen grünen Kopfhauben und Gesichtsmasken (natürlich wiederverwertbar aus Stoff), an der Chirurgie, wo der eine oder andere sein Gipsbein sonnt, hin zum orthopedic department, wo der Schuhmacher vor der Tür an seinen Modellen arbeitet.
Schließlich sind wir da: Das winzige Räumchen, in dem das Schallgerät samt sehr breiter Liege und zwei Stühlen steht (mehr passt auch wirklich nicht hinein), ist allerdings, für sich gesehen, wenig romantisch, es kann aber atmosphärisch durchaus zu einem angenehmen Ort werden. Heute zum Beispiel erklärt mir eine engagierte Patientin, sie könne gerne für mich übersetzen, damit die Schwesternhilfe frei ist für anderes.
So habe ich nun eine freundliche, hilfsbereite Assistentin, die viel Zeit mitbringt. Und meine Assistentin übersetzt nicht nur, sie rückt auch Tücher gerade, hilft den Frauen von der Liege nach draußen, selbst nachdem sie selbst schon mit der Untersuchung fertig ist. Auch optisch sind die Frauen in dem kargen Zimmer eine erfreuliche Erscheinung: viele haben ein buntes Tuch dabei, das ja vielseitig einsetzbar ist, in diesem Fall als persönliche Unterlage, die typischen Waxprints mit großen, bunten afrikanischen Ornamenten.
So arbeitet sich's angenehm, die Widrigkeiten von Räumlichkeit und schwangerschaftsbedingter Beschwerlichkeit werden mit keinem Wort erwähnt, es wird unaufhörlich das Beste daraus gemacht, mit Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und einer Prise Humor.
Bildquelle (Außenseite): Dave Dugdale, flickr, CC by-sa