Herzfehler bei Neugeborenen werden häufig zu spät behandelt. Daher beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nun eine Ergänzung der Kinderuntersuchung U1/U2 um ein Pulsoxymetrie-Screening. Komplexe Herzvitien können so früher erkannt werden.
Komplexe angeborene Herzfehler bei Neugeborenen können bei einer vorgeburtlichen Untersuchung unauffällig bleiben, jedoch nach der Geburt lebensbedrohliche Komplikationen hervorrufen – wenn sie denn nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Wird die Kinderuntersuchung U1/U2 durch ein Pulsoxymetrie-Screening ergänzt, kann die Lücke in der Versorgung von Neugeborenen mit angeborenen Herzfehlern künftig jedoch geschlossen werden. Deshalb ist dieses Verfahren ab sofort verpflichtend, so der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).
Unbehandelt führt die Transposition der großen Arterien (TGA) nach kurzer Zeit zum Tod. Die Untersuchung ermöglicht, betroffene Neugeborene frühzeitiger zu behandeln, dadurch können „das Überleben dieser Kinder gesichert und Langzeitschäden vermieden werden,“ erklärt der Sprecher des Aktionsbündnisses Angeborene Herzfehler (ABAHF), Kai Rüenbrink. Bei der Pulsoxymetrie misst man mithilfe eines Lichtsensors den Sauerstoffgehalt im Blut des Neugeborenen. Dafür ist keine Blutabnahme nötig. Der Sensor ist mit dem Bildschirm verbunden und wird am Fuß angelegt, das Prozedere ist völlig schmerzfrei. Man erhält unmittelbar ein Ergebnis, das Rückschlüsse auf das Vorliegen kritischer und komplexer angeborener Herzfehler, beispielsweise der TGA zulässt.
Der optimale Zeitpunkt für das Screening ist ab der 24. bis zur 48. Lebensstunde. Bei Geburten im Krankenhaus kann man die Pulsoxymetrie bis zu vier Stunden nach der Geburt vorziehen, bei Hausgeburten kann sie spätestens im Rahmen der U2 erfolgen. Die Ergebnisse werden im Gelben Kinderuntersuchungsheft dokumentiert.
„Die Gefahr, dass komplexe Herzfehler nicht rechtzeitig erkannt und dadurch zu spät behandelt werden, kann das Pulsoxymetrie-Screening als fester Bestandteil der U1/U2-Untersuchung weiter reduzieren. Damit schließt sich eine diagnostische Lücke“, betont Rüenbrink. Auch Kinder mit anderen Erkrankungen wie Sepsis, Lungenerkrankung oder Anpassungsstörung können durch das Pulsoxymetrie-Screening von einer frühzeitigeren Entdeckung ihrer Erkrankung profitieren. Originalquelle: Endlich Pflicht: Untersuchung zur Aufdeckung kritischer Herzfehler bei Neugeborenen Deutsche Herzstiftung; Pressemitteilung; 2016