Testosteron-Gele sind bei Männern beliebt. Mittlerweile substituieren nach Schätzungen der FDA drei Prozent aller über 40-Jährigen das Hormon. Allerdings wird jetzt in einer Studie deutlich, dass das Präparat das Risiko einer venösen Thromboembolie erhöht.
„Fast jeder fünfte Mann hat einen erniedrigten Testosteronspiegel,“ lesen Patienten auf der Website http://testosteron.de. Anbieter der Informationen ist – Überraschung – Jenapharm. Kein Wunder, dass Präparate mit diesem Hormon mittlerweile reißenden Absatz finden. Die US Food and Drug Administration schätzt, dass rund drei Prozent aller Bürger über 40 Testosteron substituieren. Nach mehreren Fallberichten zu VTE verpflichtete man Hersteller, Warnhinweise auf Präparate zu drucken. Wissenschaftlich war die Studienlage bislang eher dürftig.
Jetzt haben Forscher eine Studie zum Thema veröffentlicht. Basis ihrer Arbeit waren medizinische Informationen von 2,2 Millionen Männern aus der Clinical Practice Research Database (CPRD). Bei 19.215 Männern traten VTE auf. Als Vergleichsgruppe dienten 909.530 Männer ohne Thromboembolie. Dabei zeigte sich ein um 63 Prozent erhöhtes VTE-Risiko in den ersten sechs Monaten der Hormonsubstitution. Danach reduziert sich das Risiko deutlich. Für Patienten sind derartige Angaben wenig zielführend. Absolute Zahlen eignen sich deutlich besser. Als Basis dient eine generelle Inzidenzrate von 16 VTE pro 10.000 Personenjahre. Erhalten Patienten Testosteron, sind es in den ersten sechs Monaten 26 VTE pro 10.000 Personenjahre, sprich zehn Fälle mehr. Beim Personenjahr summieren Epidemiologen die Zeit, die alle Probanden während einer Studie beobachtet werden. Warum sich der Effekt gerade im ersten halben Jahr zeigt, ist unklar. Die jetzt veröffentlichte Beobachtungsstudie beweist auch keinen kausalen Zusammenhang. Sie sollte Ärzten aber eine Lehre sein, vor der Verordnung mögliche Risiken abzufragen.
Wichtig wäre, vorab bekannte Risikofaktoren zu erfassen. Dazu gehören frühere VTE, aber auch VTE in der Familie. Wer raucht, sich kaum bewegt und starkes Übergewicht hat, gilt ohnehin als gefährdet. Ärzten und Apothekern bleibt noch, auf die genauen Symptome hinzuweisen. Leiden Patienten plötzlich an Schmerzen oder Schwellungen ihrer Beine beziehungsweise an akuter Atemnot, sollten sie umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Gedruckte Warnhinweise bewahren den Hersteller vor möglichen Regressen, werden von Laien aber kaum wahrgenommen.