Sie ist da. Es gibt nichts mehr zu leugnen. Heimlich, still und leise wurde sie nach Neujahr immer mehr, bis sie nun zu einer regelrechten Epidemie angewachsen ist. Jedenfalls in unserem ländlichen Brandenburger Gebiet.
Die letzte Woche habe ich nur mit Grippepatienten verbracht. Alle zeigen die exakt gleichen Symptome: plötzlicher Beginn, sehr oft mit teilweise hohen Fieber, auch oft bei erwachsenen Patienten, Glieder- Kopf-, Hals-, Ohrenschmerzen, Husten, Schnupfen, starkes allgemeines Krankheitsgefühl. Die Symptome halten meist eine gute Woche an, bei einigen kann es auch zwei Wochen dauern.
Machen kann man gegen einen Virus ja bekanntlich nicht viel, außer symptomatisch zu behandeln. Das meinen Patienten zu verklickern, kostet mich einiges an Kraft. Zumal diese Grippewelle auch viele Patienten erwischt, die sonst nicht so häufig Gast in der Praxis sind. Und diese sind dann entsprechend ungeduldig und möchten einfach nur geheilt werden. Was ich leider so nicht kann. Deswegen rede ich mir jetzt den ganzen Tag den Mund fusselig, ja das geht von alleine weg, ja ich weiß, Sie fühlen sich sehr krank, das gehört dazu. Folgende Hausmittel könnten Ihre Beschwerden lindern... Bei jedem Patienten erzähle ich den selben Psalm.
Ich hatte mir schon überlegt, einen Merkzettel zu machen, damit ich nicht mehr soviel das Gleiche erzählen muss, bin aber irgendwie wieder davon abgekommen. Viel wichtiger ist für mich der Versuch, mich vor dieser überbordenen Viruslast zu schützen. Die Desinfektionsflasche ist mein ständiger Begleiter. Bis jetzt hat meine Abwehr Erfolg. Ich hoffe, das bleibt so.
Und so langsam könnte die Grippewelle wieder abebben, ich würde auch mal wieder gerne andere Krankheiten behandeln, aber ich fürchte, dass dauert noch eine Weile. Seit dem Wochenende haben wir verstärkt auch Magen-Darm-Infekte, höchstwahrscheinlich Noro-Virus. Ich sehe schon die nächste Welle auf uns zurollen...