Die Krankheit ist für uns in Deutschland weit weg und das merken Hilfsorganisationen, wie die Ärzte ohne Grenzen, an der eher niedrigen Spendenbereitschaft. Für die Menschen in Afrika aber bedeutet die Seuche noch weitaus mehr als nur Leid und Tod. Das öffentliche Leben in den betroffenen Staaten bricht zusammen, Überlebende werden stigmatisiert und ausgegrenzt – auch Kinder sind davon betroffen.
„Ebola ist eine harte Prüfung – auch für die Helfer“, sagt Dr. Matthias Grade, der im Sommer aus Liberia zurückgekehrt war. In Liberia war er für Ärzte ohne Grenzen aktiv und versorgte 147 Patienten. „Eine Stunde in diesen gelben Anzügen ist das absolute Maximum. Sie beginnen zu schwitzen und die Brille beschlägt“, so Grade. „Das Schlimmste aber ist die enorme psychische Belastung. Dort werden Familien durch Ebola auseinandergerissen und Sie tragen jeden Morgen tote Kinder aus den Isolierstationen.“ Seine Worte berühren, doch vorstellen kann man sich das, was Dr. Grade erlebt hat, nur schwer. „Sie können dort nicht länger als 4 Wochen im Einsatz bleiben. Es macht Sie körperlich und seelisch kaputt.“ Dennoch gibt der Arzt Hoffnung, denn Ebola ist eine behandelbare Erkrankung, aber eben nicht kurativ behandelbar.
Information in Deutschland hilft, Ängste zu verringern
Die Hilfe vor Ort ist das Wichtigste, was wir den Menschen in Westafrika jetzt geben müssen. Doch um wirklich helfen zu können, brauchen Hilfsorganisationen Geld. „Das Spendenaufkommen in Deutschland ist noch sehr gering“, ergänzt Prof. August Stich von der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit. Die beste Prävention für Deutschland - wie für den Rest der Welt - bleibt, die Epidemie vor Ort zu bekämpfen. „Wir werden einzelne Ebola-Fälle auch in Deutschland sehen. Aber wir sind gut aufgestellt, um das einzudämmen“, sagt Prof. Stich. Sehr viel problematischer wird es sein, dass gerade in den Wintermonaten sehr viele Heimkehrer aus Afrika nicht selten einen Schnupfen oder eine fiebrige Erkältung entwickeln werden. „Es wird dadurch gehäuft zu Fehlalarmen kommen.“ Daher sei es jetzt besonders wichtig, gezielt die deutsche Ärzteschaft über Ebola aufzuklären. Das Gesundheitsamt Frankfurt stellt beispielsweise zu diesem Zweck Informationsmaterial auf seinen Seiten zur Verfügung (www.frankfurt.de/ebola). „Die Ärzte haben aber neben allen Maßnahmen und Veranstaltungen, die wir für sie planen, eine Abholpflicht für die Informationen“, sind sich Prof. René Gottschalk, Leiter des Gesundheitsamtes Frankfurt und Prof. Reinhardt Burger vom Robert-Koch-Institut, einig.
Ein Patient beschäftigt 30 Pfleger und Ärzte
Wir werden einige Patienten in Deutschland sehen.Bisher waren dies drei Erkrankte, die zur Therapie aus Westafrika nach Frankfurt, Hamburg und Leipzig eingeflogen worden waren. „Ich habe so viele Jahre auf diesen Tag hintrainiert“, merkt Dr. Stefan Schmiedel von der Berhard-Nocht-Klinik in Hamburg an, „Doch als der Patient schließlich eintraf, war alles so viel anders.“ Und was genau war anders? Insgesamt braucht es bis zu 30 Pfleger und Ärzte, die sich im Schichtdienst um einen einzigen Ebola-Patienten kümmern. Allein, um einen Menschen nach der Arbeit wieder sicher aus dem Schutzanzug zu bekommen, braucht es zwei weiterer Kollegen. „Ebola erfordert einen enormen materiellen und personellen Aufwand“, sind sich Dr. Schmiedel sowie seine zwei Kollegen aus Leipzig und Frankfurt, Prof. Bernhard Ruf und Dr. Timo Wolf, einig. Aus diesem Grund sind in allen Isolierstationen in Deutschland wohl kaum mehr als jeweils ein bis maximal zwei solcher Patienten zeitgleich zu behandeln. Ein Grund mehr, den Ausbruch mit allen verfügbaren Mitteln vor Ort in Westafrika anzugehen und einzudämmen.
Quelle: Ebola in Afrika – Ebola in Deutschland, Symposium vom 22.10.2014 in Frankfurt am Main
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