Ebolaviren werden primär durch Kontakt- und Schmierinfektion weitergegeben. Die aerogene Übertragung soll nur eine untergeordnete Rolle spielen. So die allgemeine Lehrbuchmeinung. Dem widerspricht eine Studie, die 2012 in Nature veröffentlicht wurde.
Im Jahr 2012 führten Hana M. Weingartl und Carissa Embury-Hyatt gemeinsam mit weiteren Forschern ein Experiment durch, dessen Ergebnisse sie unter dem nüchternen Titel "Transmission of Ebola virus from pigs to non-human primates" in Nature veröffentlichten. Die Ergebnisse dieser Studie des National Centre for Foreign Animal Disease in Kanada lassen aufhorchen - denn sie zeigen, das Ebolaviren sehr wahrscheinlich auch aerogen übertragen werden können.
Im Rahmen des Experiments wurden Makaken gemeinsam in einem Raum mit Schweinen gehalten, die vorab mit dem Ebola-Erreger ZEBOV infiziert worden waren. Die Käfige der Makaken waren durch eine Barriere von den Schweinen getrennt, so dass ein direkter Kontakt zwischen den Tieren unmöglich war. Trotzdem erkrankten alle Primaten innerhalb von 8-12 Tagen an Ebolafieber und mussten eingeschläfert werden.
Zwar gelang es nicht, das Virus aus Luftproben des Versuchsraums zu isolieren - die Sektion der Tiere gab aber Hinweise darauf, dass die Infektion sehr wahrscheinlich über die Atemwege erfolgt war. Die Autoren folgern daraus: "Infection of all four macaques in an environment, preventing direct contact between the two species and between the macaques themselves, supports the concept of airborne transmission." zu deutsch "Die Infektion aller vier Makaken in einer Umgebung, die den direkten Kontakt zwischen den zwei Spezies und den Makaken selber verhinderte, unterstützt das Konzept einer aerogenen Infektion".
Die Studie könnte die Ergebnisse von epidemiologischen Untersuchungen vergangener Ebola-Ausbrüche erklären, bei denen man feststellte, dass sich in vielen Erkrankungsfällen die Infektionsroute nicht eindeutig identifizieren ließ.
Sollten Ebolaviren tatsächlich in maßgeblichem Umfang über die Luft übertragen werden, müsste die Bedrohung durch die Erkrankung grundlegend neu evaluiert werden.