Angeblich soll die Zahl der Sonnenscheinstunden positiv mit der Zahl der Suizide korrelieren, die am gleichen Tag begangen werden, stellte eine Wiener Forschungsgruppe fest. Dies würde selbst dann gelten, wenn man jahreszeitliche Effekte eliminiert. Andererseits hätte die Sonne auch ihr Gutes – vorausgesetzt, sie scheint länger als 14 Tage lang vor der Selbsttötung.
Eine Studie der Wiener Arbeitsgruppe um B. Vyssoki et al.: "Direct Effect of Sunshine on Suicide" aus JAMA Psychiatry 2014, online 10. September: http://archpsyc.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1901524
zeigt auf, wie man es nun wirklich n i c h t machen sollte:
Wenn für einen Zeitraum von zehn Tagen v o r einem bestimmten Datum eine p o s i t i v e Korrelation zwischen Suiziden und Sonnenschein bestehen soll, aber ab dem 14. Tag bis zum 60. Tag vor einem Datum eine n e g a t i v e Korrelation, gleicht sich dieser Unterschied ganz offenkundig innerhalb weniger Tage aus. Man muss nur dieses "bestimmte Datum", welches offenkundig verwirrte Wiener Forscher im "JAMA Psychiatry" kolportieren, nur um wenige Tage hin- und herschieben, und schon ist die ominöse "Sonnenscheindauer beeinflusst Suizidrate"-Theorie im Eimer. Und wie die Autoren, die immerhin angeblich 69.462 Suizide in ganz Österreich von 1970 bis zum Jahr 2010 analysiert haben wollen, in dem dort nachweislich extrem wechselhaften Klima in Berg und Tal auf die Beobachtung von 60 ununterbrochen sonnigen Tagen als mögliche Suizidprävention kommen, bleibt vollkommen schleierhaft ["There was a negative correlation between the number of suicides and daily hours of sunshine for the 14 to 60 days prior to the suicide event"]. Die Autoren haben übrigens nicht eine vage Ahnung davon geäußert, dass schwer depressive und präsuizidale Patienten oftmals Türen, Fenster- und Rollläden schließen. Und somit o h n e jeden Sonnenlicht-Einfluss sich im Keller, in der abgedunkelten Wohnung oder auf dem fensterlosen Dachboden am häufigsten durch Erhängen suizidieren. Das Publikations-Team hätte gut daran getan, die behaupteten Schlussfolgerungen und Relevanz ihrer Studie bei "Salzburger Schnürlregen" noch einmal gründlich zu reflektieren und ihre verschrobenen Trugschlüsse zu revidieren. ["Conclusions and Relevance - Duration of daily sunshine was significantly correlated with suicide frequency independent of season, but effect sizes were low. Our data support the hypothesis that sunshine on the day of suicide and up to 10 days prior to suicide may facilitate suicide. More daily sunshine 14 to 60 days previously is associated with low rates of suicide. Our study also suggests that sunshine during this period may protect against suicide."].
Kitzsteinhorn/Austria im Dunst. © Praxis Dr. Schätzler