Viele Krebspräventionsstudien, die durch Substitution von Vitaminen oder Spurenelementen eine Reduktion der Karzinominzidenz nachweisen wollten, zeigten keinen oder teilweise sogar einen gegenteiligen Effekt. Wie sieht es mit Selen aus?
Eine Korrelation zwischen niedrigen Selenspiegeln und einer erhöhten Krebsinzidenz gilt als gesichert und konnte durch mehrere prospektive Studien belegt werden. Dadurch stellt sich natürlich die Frage, ob eine Selensubstitution das Krebsrisiko senken kann. Eine wissenschaftliche Studie, die den Einfluss einer Selen-Supplementierung (200 µg/Tag über 4,5 Jahre) auf die die Inzidenz von Hautkrebs (Primärer Endpunkt) und anderen Krebsarten (Sekundärer Endpunkt) bei 1312 Studienteilnehmern untersucht, ist die Nutritional Prevention of Cancer Study.
Während für die Inzidenz von Hautkrebs kein Unterschied festgestellt werden konnte, wies die Selen-Gruppe im Vergleich zu Placebo eine insgesamt signifikant niedrigere Krebsinzidenz für alle anderen Lokalisationen auf, insbesondere beim Prostatakarzinom (Hazard-Radio: 0,48 [0,28-0,80]; p<0,0005). Dies wurde auch in einer späteren Subgruppenanalyse der Daten von 1250 Studienteilnehmern bestätigt, die eine längere Follow-Up-Phase untersuchte.
Andererseits zeigt eine Untersuchung des Dana-Farber Cancer Institute, dass eine exogene Selen-Zufuhr den Krankheitsverlauf bei einigen Männern, die bereits an Prostatakrenbs erkrankt sind, verschlechtern kann: Ein höheres Risiko für ein aggressiveres Prostatakarzinom wurde bei Männern mit einer bestimmten genetischen Variante wurde bei 75% der Patienten in dieser Studie gefunden. Bei diesen Männern war ein hoher Selen-Spiegel mit einem zweifach erhöhten Risko für ein schlechtes Outcome verbunden als bei Männern mit niedrigem Selen-Spiegel. Für diese Männer wäre eine Selen-Subtitution also wahrscheinlich schädlich.
Es bleibt also schwierig.
Literatur: