Gelegentlich fragen Kunden nach einem Medikament, das sie in einer Zeitschrift gesehen haben. Nicht immer handelt es sich um gekennzeichnete Werbung. Scheinbar objektive Artikel entpuppen sich als Schleichwerbung und stellen das Urteilsvermögen der Leser auf die Probe.
Das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten ist lukrativ und es gibt unzählige Faktoren, die Einfluss darauf haben, wer letztendlich was kauft. Welche OTC-Arzneimittel besonders beliebt sind, hängt vor allem damit zusammen, ob und auf welche Weise für sie geworben wird. Hier kommen Zeitschriften ins Spiel: Kunden, die mit herausgerissenen Seiten aus Gesundheitsmagazinen oder Lifestyleblättern in den Laden kommen, sind keine Seltenheit, wie DocCheck in Telefonaten mit Apothekern feststellte.
Funktionieren Kaufenpfehlungen in Zeitschriften wirklich? Immer wieder fragen Kunden bei ihr gezielt nach Produkten, die sie in einer Zeitschrift gesehen haben, erzählt eine Mitarbeiterin der Arcaden-Apotheke in Köln. „Bei mir sind es zwei Kunden pro Woche“, berichtet eine Angestellte der Lenau-Apotheke in Köln. Ob es sich dabei um gekennzeichnete Werbung oder redaktionelle Beiträge handelt, scheint für Kunden keine große Rolle zu spielen. Kein Wunder, denn: Die Werbeeinschaltungen sind in puncto Layout sehr nahe an der Gestaltung der Zeitschrift. Selbst der Profi muss oft zwei Mal hinschauen, um eine Anzeige als solche zu identifizieren. Zum anderen wird Werbung immer häufiger in den Artikeln selbst verpackt.
So werden beispielsweise in Texten zum Thema Nahrungsmittelergänzung subtil konkrete Produkte als Kaufempfehlung angegeben, oft ganz beiläufig, in Klammern gesetzt. „Den Unterschied zwischen eindeutiger Reklame und Schleichwerbung in Artikeln kann der Konsument in den meisten Fällen bestimmt nicht erkennen,“ berichtet eine weitere Apothekerin am Telefon. Wie subtil Schleichwerbung dieser Art gestaltet wird, hat der Spiegel in etlichen Beispielen veranschaulicht und kam in einer Analyse diverser Zeitschriften zu dem Ergebnis, dass in den Medizinteilen im Schnitt eine Produktnennung pro Seite platziert wird. Oft gibt es noch zusätzlich geschaltete Anzeigen, im Zeitschriften-Vergleich liegen Bauer- und Funke-Verlag hier ganz vorne.
Vorwürfe, Journalisten würden jene Produkthersteller bevorzugt redaktionell erwähnen, die dem Verlag via Schaltungen Geld bringen, gibt es immer wieder. Wenn auch aus moralischer Sicht bedenklich – rechtlich gesehen haben Verlage diesbezüglich zum aktuellen Zeitpunkt mit keinen Konsequenzen zu rechnen.