In keinem Bundesland sind die Bürger öfter im Jahr krank, als in Berlin. Vor allem psychische Erkrankungen machen den Berlinern zu schaffen. Häufig liegt die Ursache in einem ungesunden Lebensstil.
Nach dem aktuellen Gesundheitsbericht der DAK sind Berliner Arbeitnehmer im bundesweiten Vergleich am häufigsten krank geschrieben. Des Weiteren sind Berliner auch häufiger wegen psychischen Erkrankungen nicht arbeitsfähig. Zu diesem Ergebnis kommt das Iges-Institut, in dem Daten von 105.000 erwerbstätigen, versicherten Berlinern und 3100 Daten aus einer bundesweiten Online-Umfrage von Personen zwischen 25 und 39 Jahren ausgewertet wurden. So wurden Berliner Arbeitnehmer im Durchschnitt 15,8 Tage im Jahr krank (Quelle), bundesweit wurden Arbeitnehmer im Durchschnitt nur 14,6 Tage krankgeschrieben. Der Berliner Krankenstand blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant bei 4,3 Prozent. Die höchste Ausfallquote hat hier das Verkehrs- und Gesundheitswesen mit 5,9 Prozent. Bundesweit haben Bayern mit 3,4 und Baden-Württemberg mit 3,3 am besten abgeschnitten. Der Krankenstand in ganz Deutschland stieg hingegen an von 3,8 auf 4 Prozent.
Berliner in der Rushhour des Lebens
Die Studie konzentriert sich auf die Altersgruppe von 25 bis 39 Jahren. Sie wird als „Rushhour des Lebens" bezeichnet, weil sich hier Berufseinstieg, Familienplanung und Karriere hauptsächlich abspielt. Auf den ersten Blick wirken Berufstätige, ob mit oder ohne Kinder, überdurchschnittlich gesund. Jedoch steigt die Anzahl der chronischen Erkrankungen. So sind 40 Prozent aller Berufstätigen wegen Rückenproblemen krank geschrieben, sieben Prozent der Männer leiden an Bluthochdruck und 20 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen leiden an psychischen Erkrankungen.
Ist der Lebensstil in Berlin schuld?
Eine Studie des Senats über das Konsumverhalten in Berlin kommt zu dem Schluss, dass in Berlin weniger Alkohol und Tabak konsumiert wird als in anderen Bundesländern, der Konsum illegaler Drogen ist allerdings höher. Andere Faktoren, die den Anstieg der chronischen Erkrankungen erklären könnten, sind ungesunde Ernährung, wenig Bewegung und Schlafmangel. Die DAK stellt in ihrer Studie (Quelle) fest, dass ein Drittel aller Frauen ohne Kind und nur ein Sechstel aller Frauen mit Kind viel Sport treiben. In Bezug auf Ernährung und Schlaf schneiden Berufstätige mit Kind durchschnittlich schlechter ab als ohne. Demnach wird die Krankheitsprävention sehr oft vernachlässigt und erst gehandelt wenn die ersten Anzeichen einer chronischen Erkrankung bereits zu erkennen sind. Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen Schulden und psychischen Erkrankungen. Eine Studie der Uni Mainz (Quelle) besagt, dass 80 Prozent aller Überschuldeten krank sind. Die Krankheitsbilder reichen von Depressionen, Psychosen bis hin zu Gelenk und Wirbelsäulenerkrankungen. Die Schuldnersituation in Berlin ist laut aktuellem Schuldneratlas eher bedenklich, so sind Bremen und Berlin die Städte mit den prozentual gesehen meisten überschuldeten Bürgern. Die Uni Mainz stellt in ihrer Studie weiter fest, dass Überschuldete, ob erwerbstätig oder nicht, aufgrund ihrer Situation einer höheren psychischen Belastung ausgesetzt sind. So können Schulden zu Erkrankungen führen, durch die die finanzielle Situation weiter verschlimmert wird, und dass führt wieder zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands.