Die Homöopathie-Debatte in Frank Plasbergs Talkshow "Hart aber fair" zeichnete sich nicht gerade durch Ausgewogenheit aus, was nicht zuletzt daran lag, dass der Moderator gar nicht erst versuchte, journalistische Neutralität zu wahren, sondern eine eindeutige Tendenz hatte.
Wenn sein Sohn einmal eine Beule habe, dann gebe er ihm erst einmal fünf Globoli. Mit diesen Worten eröffnete Frank Plasberg die Sendung "Hart aber fair" vom 31.03.2014 zum Thema Homöopathie und stellte damit klar, dass man bei diesem Thema zumindest von ihm keine journalistische Sachlichkeit, geschweige denn Neutralität erwarten durfte. Der berechtigten Einwand eines Gastes, dass das Kind dadurch lerne, bei jedem Wehwehchen sofort ein Medikament einzuwerfen, wurde bezeichnender Weise nicht weiter verfolgt.
Also, wenn eine meiner Töchter eine Prellung oder ähnliches hat, dann lasse ich sie die betroffene Stelle erst einmal kühlen, was eigentlich immer Linderung verschafft. Ein schulmedizinisches oder (Gott bewahre) homöopathisches Präparat hat keine von ihnen deswegen bisher bekommen. Warum auch?
Alternativmedizin scheint derzeit en vogue zu sein. Während der STERN in seiner Ausgabe vom 06.03.2014 titelte "Magie und Medizin – Dr. Eckart von Hirschhausen: Warum alternative Heilmethoden wirken und was Ihr Arzt davon lernen kann", erklärte das Österreichische Nachrichtenmagazin PROFIL genau zwei Wochen später auf dem Titelblatt seiner Wissensausgabe "Warum Alternativmedizin nicht wirkt". Eckart von Hirschhausen war denn auch einer der von Plasberg geladenen Experten, wobei er eher auf die gesundheitsfördernde Kraft des Humors zu setzen scheint und erfolglos versuchte zwischen den Positionen zu vermitteln.
Ansonsten war die Diskussion eher tendenziös: Während der voreingenommene Moderator die Verfechterin der Homöopathie, die Ärztin Irene Schlingensiepen stets ausreden ließ und bei ihren Beiträgen keinerlei Unterbrechungen zuließ, wurde der Vertreter der naturwissenschaftlichen Schulmedizin, der Biologe und Journalist Christian Weymayr häufig abgewürgt. Schlingensiepen zitierte gerne eindrucksvolle Einzelfallbeispiele, in denen die Homöopathie angeblich geholfen hätte. Darauf, dass es soetwas wie natürliche Krankheitsverläufe und Spontanheilungen gibt, die diese Fälle auch erklären könnten, wurde nicht näher eingegangen. Auf die Forderung eines wissenschaftlichen Nachweises durch randomisierte Studien ließ sie sich jedoch kaum ein. Dabei geht es dabei doch genau darum, die Effektifität einer Heilmethode zu belegen. Für solche Argumente ließ Plaberg keine Zeit. Mit Journalismus hatte dies leider wenig zu tun.
Insgesamt eine ärgerliche Talkshow ohne großen Inhalt.
Persönlich halte ich nicht viel von Homöopathie, was unter anderem einen einfachen Grund hat: Der Wirkstoffgehalt in vielen Präparaten ist durch die Verdünung (fachsprachlich Potenzierung!?!) so niedrig, dass man eigentlich keine pharmakodynamische Wirkung erwarten kann. Es ist vielmehr so als würde man ein Stück Würfelzucker in einen Swimmingpool werfen, umrühren und dann behaupten, das Wasser schmecke jetzt süß. Natürlich kann es trotzdem eine positive Wirkung geben, doch diese ist eben nicht größer als der Placeboeffekt. Deshalb wehren sich meiner Meinung nach auch Homöopathen gegen placebokontrollierte Studien, die höchst wahrscheinlich genau das zeigen würden. Aber damit währe ihre alternative Heilmethode nur noch Hokus-Pokus. Man muss halt daran glauben.
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