Aus Anlass des aktuellen Artikels von Michael van den Heuvel auf DocCheck®News „Defibrillatoren: Schock zweiter Klasse“ über implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) http://news.doccheck.com/de/40322/defibrillatoren-schock-zweiter-klasse/ hier ein literarischer Hinweis auf das Buch "Kammerflimmern", im Münchener Piper-Verlag im Jahr 2011 auf Deutsch erschienen.
Mit dem ‚Umprogrammieren‘ oder ‚Fernprogrammieren‘ von Herzschrittmachern (pacemaker) und implantierbaren Defibrillatoren wie den ICDs (implantable cardioverter defibrillator) könne man d e n „perfekten Mord“ begehen, ist im Wesentlichen im Buch „Kammerflimmern“ von Anne und Even Holt dargestellt. Anne Holt, Jahrgang 1958, norwegisch-US-amerikanische Thriller-Autorin, und ihr jüngerer Bruder Even, Herzspezialist und Chefarzt der Kardiologie in einer Osloer Klinik, schrieben mit „Kammerflimmern“ 2010 ihr erstes gemeinsames Buch: Der Kriminalroman unter dem Titel „Flimmer“, erschien im ‚Piratvorlaget AS‘ in Oslo und in Deutsch übersetzt im Piper-Verlag München.
Mit dynamischem Erzählstil im Strudel von Herzrhythmusstörungen, Herzschrittmachern (HSM), ICD, „Deimos-Herzstartern“, dem international operierenden Medizintechnik-Konzern „Mercury Medical“ und hierarchisch-bürokratischem Krankenhausbetrieb werden männlich-weibliches Konkurrenzdenken in Forschung und Klinik, Solidarität, Integrität, Kollegialität und Verrat, internationale Verflechtungen des medizinisch-technischen Industriekomplexes, Abgründe der Psychopathologie, Aktienspekulationen und –Manipulationen, globalisierte Marken- und Imagekampagnen, Cyber-Kriminalität, Datenklau und –Manipulationen kolportiert und ausgelotet. Der Showdown im Four Seasons Ballroom im Colorado Convention Center in Denver, wo der Oberbösewicht Otto Schultz, natürlich Deutscher Abstammung und Hauptanteilseigner von „Mercury Medical“, auf einem abgespeckten „Heart Rhythm 2010“-Kongress vor den Augen der „Boston Scientific“-Konkurrenz von FBI-Agenten verhaftet wird, erinnert in vielen Sequenzen an ‚Dr. Richard Kimble auf der Flucht‘ von 1993 (‚The Fugitive‘), bei dem die spektakuläre Endabrechnung um manipulierte Forschungsdaten auf einem großen Kardiologenkongress im Chicago Hilton Hotel mit Verfolgung, Mord, Totschlag und dem strahlenden Überleben des Titelhelden endete.
Bei Kammerflimmern ist die Titelheldin Frau Prof. Dr. med. Sara Zuckerman, engagierte und eher übermotivierte Herzspezialistin, frischgebackene Leitende Oberärztin und Rhythmologie-Expertin am Universitätskrankenhaus Grini (GRUS) in Baerum bei Oslo. Frisch aus den USA kommend, hat sie sich gegen die einheimische, eher männlich geprägte Konkurrenz durchgesetzt. Sie patzt allerdings grandios bei einer Schrittmacherimplantation ausgerechnet bei ihrem wissenschaftlichen Ziehvater, „Prof. em. Dr. med. Erik Berntsen … Nestor der nordischen Elektrophysiologie“. Frau Dr. Z. gehört als Ausnahmeerscheinung in der klinischen Kardiologie zu den sprechenden Ärztinnen und Ärzten: „Ursache der Einweisung ist eine Ventrikeltachykardie und Synkope vor 2 Wochen. Die Implantation eines ICD vom Typus Mercury Deimos wird planmäßig ungefähr eine Stunde dauern“. Natürlich darf bei diesem Eingriff eine ständig in Ohnmacht fallende PJ-lerin nicht fehlen. Natürlich muss die zu punktierende Vena subclavia dreimal verfehlt werden. Natürlich muss die Arteria subclavia einmal fehlpunktiert werden. Natürlich muss die ICD-Elektrode beim zweiten Ansatz das Myokard perforieren und eine beginnende Perikard-Tamponade auslösen. Und, dreimal dürfen Sie, verehrte Leserinnen und Leser, raten, natürlich kann nur eine ‚beherzte‘ Herzbeutelpunktion den prominenten Patienten retten.
Aber die Rettung ist nicht von Dauer. Prof. Berentzen ist nach 24-stündiger Telemetrie- Überwachung planmäßig dekonnektiert worden und verschwindet spurlos aus dem Krankenhaus. Einen Tag später wird er tot im Wald aufgefunden. Die Obduktion bringt letztlich keine Klärung, bis auf den ICD, der auf wundersame Weise den Weg von der Pathologie in die Kitteltasche von Frau Dr. Z. findet. Vom Kardiotechniker analysiert, offenbart der ICD mit seinen erfolgreich ausgelesenen Daten eine teuflische Spur der Zerstörung: „Das Feld für Namen und Personenkennnummer des Patienten. Dort hätte stehen müssen: Berntsen Erik 03054046073. Stattdessen war jedes einzelne der elf länglichen Karos gefüllt mit zwei kurzen Wörtern, mit großen Buchstaben und fetter Schrift. FUCK YOU, stand dort. FUCK YOU FUCK YOU, elfmal hintereinander.“ Der Tod von Prof. Berentzen ist sozusagen ‚vorprogrammiert‘ worden!
Als dann eine weitere Patientin mit einem manipulierten Mercury Deimos ICD stirbt, ein anderer Patient mit einer unsterilen Notfall-ICD-Explantation auf dem platten Land gerade noch gerettet werden kann, später aber an einer fulminanten Endokarditis verstirbt, ist klar: Hinter diesen Manipulationen steckt ein rachsüchtiger, psychotischer EDV-Nerd von „Mercury Medical“, der als ebenso hochbegabter wie autistischer ehemaliger Systemanalytiker damit seine schnöde Entlassung rächen will. Dies nutzt der hochverschuldete Oberschurke Otto Schulz, der als „Mercury Medical“ Magnat auf fallende Aktienoptionen („puts“) setzt, mit krimineller Energie aus, indem er über vorprogrammierte ICD-Leichen geht.
Wenn Sie sich jetzt als Leser/-innen von DocCheck®Blog fragen, muss ich dieses Buch auch noch lesen, gibt es zwei Möglichkeiten
· Sie sparen sich die gut 400 Seiten, die ich hier nach bestem Wissen und Gewissen kurz zusammengestellt habe,
· oder Sie bleiben meiner Darstellung gegenüber misstrauisch und lesen „Kammerflimmern“ Wort für Wort nach.
In jedem Fall hoffe ich, dass Sie gegenüber Meldungen von Manipulationen und ‚perfektem‘ Mord mittels Deprogrammierung und Fehlfunktionen von Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren skeptisch bleiben. (Foto: © Praxis Dr. Schätzler: Buchcover "Kammerflimmern")