Etwa 1-2% aller Krankenhauspatienten verlassen die stationäre Behandlung auf eigene Verantwortung gegen ärztlichen Rat und gefährden dabei ihre Gesundheit. Eine Kanadische Studie hat jetzt die Risiken untersucht. Die Ergebnisse überraschen nicht.
Jeder kennt die Situation, wenn ein Patient trotz guten Zuredens einfach nicht auf den behandelnden Arzt hören will, sondern entweder die stationäre Aufnahme ablehnt oder das Krankenhaus frühzeitig auf eigene Verantwortung verlässt. Die meisten Kliniken haben extra für solche Fälle ein Formblatt, auf dem der Patient durch seine Unterschrift dokumentiert, dass sein Verhalten explizit gegen ärztlichen Rat geschieht, um so vor Regressansprüchen durch mögliche Komplikationen geschützt zu sein. Die Rechtsprechung sieht vor, dass über entsprechende Risiken – nötigenfalls auch bis zum Tod – ausdrücklich aufgeklärt werden muss, und man sollte diese schriftlich auflisten.
Nun hat eine Kanadische Studie dieses Thema wissenschaftlich untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass Patienten, die sich selbst entlassen, ein um das Zwei- bis Dreifache erhöhtes Risiko tragen, innerhalb eines Monats erneut in ein Krankenhaus aufgenommen werden zu müssen. Zudem ist das relative Risiko binnen drei Monaten zu sterben ebenfalls um den Faktor 2,51 signifikant erhöht. Erst nach einem halben Jahr sank dieses Risiko wieder auf die Werte der Vergleichsgruppe ab. Für diese Studie wurden die Daten von fast zwei Millionen Klinikpatienten ausgewertet, von denen etwa 21.000 die stationäre Behandlung gegen ärztichen Rat verlassen hatten.
Grund für die lange Dauer der Gefahr könnte sein, so spekulieren die Autoren, dass Patienten, die nicht auf den Rat der Krankenhausärzte hören, auch im normalen Alltag medizinische Empfehlungen eher misachten.
Es ist doch immer wieder schön, wenn die Wissenschaft die Erkenntnisse des gesunden Menschenverstandes bestätigt.
Quelle:
Garland A, Ramsey CD, Fransoo R et al. Rates of readmission and death associated with leaving hospital against medical advice: a population-based study. CMAJ (2013); 185: 1207-1217.
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