Die Koalitionspartner von CDU, CSU und SPD wollen ein Verbot ästhetischer „Schönheits“-Operationen ohne vorliegende medizinische Gründe bei Kindern und Jugendlichen durchsetzen.
Dazu passt der ebenso disqualifizierend wie populistische Satz von Jens Spahn, immerhin gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktionen: "Eine Brustvergrößerung als Geschenk für eine 15-Jährige zu Weihnachten finde ich jedenfalls völlig inakzeptabel". Ob er sich dabei auf ihm bekannte Gesellschaftsschichten im Umfeld seiner Partei bezieht? Von einem angeblich zehn-prozentigen Anteil Jugendlicher wird bei ästhetischen Operationen berichtet.
Auch wenn es bei unseren selbsternannten Gesundheitspolitikern (an echte Krankheiten würden die sich nie 'ran trauen) in der Nosologie und im Medizin-Systemischen hapert: Es macht schon einen Unterschied, ob
• medizinisch-plastisch zur Wiederherstellung und zum Funktionserhalt, • medizinisch-ästhetisch zur Verbesserung eines optischen Erscheinungsbildes, • schönheitschirurgisch zur Augmentation und Korrektur von Präformiertem, • modifizierend im Sinne von "Body-Modification"(BodMod) gearbeitet wird.
Letzteres ist im weitesten Sinne auch Piercing, Tattooing, Scaring, und "tribal body art". Auch kieferorthopädische Maßnahmen und Eingriffe haben neben einem funktionell-kurativen immer auch einen ästhetischen Schönheits-Aspekt. Doch unsere Politiker vergessen tunlichst, das plastische und wiederherstellende Chirurgie sich auch auf Missbildungen, Entstellungen, Unfallfolgen, Nasenbeinfrakturen, Septumdeviationen, Schlupflider, infizierte Bauchschürzen, Keloide, Verbrennungen, Narben, Verwachsungen, Dupuytren'sche Kontrakturen, Amputationsstumpf-Probleme, psychosoziale Folgen von abstehenden Ohren usw. beziehen können. In meiner Praxis habe ich im GKV- und PKV-Bereich eher mit Kostenübernahme-Problemen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu kämpfen, die als normal gebaute Männer voluminöse Brüste haben, als Frau überschwere Brüste, wegen abstehender Ohren Hänseleien nicht mehr aushalten können, nach erfolgreichem "Abspecken" eine "Fettschürze" mit sich herumtragen oder selten sich als Transsexuelle in einem "wrong-body-syndrome" einer Geschlechtsumwandlung nach ärztlich-psychologischem Gutachtenverfahren unterziehen wollen. D a s sind die 0,9 Prozent der Patienten unter 18 Jahre, die in Deutschland einen Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie aufsuchen, n i c h t die zehn Prozent, die in einer Art "schmutzigen Fantasie" in den Köpfen der Meinungsbildner und Entscheidungsträger herumgeistern.
(Abb. Praxis Dr. Schätzler: Ganglion re Handgelenk mit Spontanheilung)